MSM und DMSO

MSM und DMSO – Methylsulfonylmethan und Dimethylsulfoxid

Viele Tierbesitzer vor allem Pferdehalter und Reiter kennen DMSO = Dimethylsulfoxid. Es wird u.a. als verschreibungspflichtiges Pharmakon mit entzündungshemmender und schmerzstillender Wirkung eingesetzt – vor allem bei Pferden zur äußerliche Anwendung bei Problemen des Bewegungsapparates. Systemisch hat es eine hohe Toxizität, lokal eine geringe. Erwähnt sei es hier wegen der chemischen Ähnlichkeit zu MSM = Methylsulfonylmethan (oder auch Dimethylsulfon genannt), das im Gegensatz zu DMSO frei verkäuflich ist als Nahrungsergänzung und gerne mit gleicher „Indikation“ für Mensch und Tier beworben wird.

Beim DSMO-Abbau ensteht MSM

Bei der Metabolisierung von DMSO im Körper entsteht als Zwischenprodukt MSM. Für MSM-Bewerber ein gutes Argument für eine entsprechende Wirkung. So soll MSM bei Schmerzen, Gelenkproblemen und Allergien helfen. Dies ist allerdings nicht belegt. Die Entzündungsparameter im Blut (z.B. C-reaktives Protein CRP) bleiben nämlich unbeeinflusst, die Entzündung besteht also fort. An dieser Stelle erhebt sich die Frage, inwieweit eine Schmerzlinderung (wenn sie denn tatsächlich erfolgt) ohne Behebung einer zugrunde liegenden Entzündung sinnvoll ist z.B. bei einem im Reitsport eingesetzten Pferd: Schmerzfreiheit = Lahmfreiheit bedeuten in vielen Fällen schonungslosen Einsatz. Pharmakologische Studien zu MSM fehlen. Es ist im Gegensatz zu DMSO auch in keinem Land als Arzneimittel zugelassen.

MSM als Nahrungsergänzungsmittel

Rechtlich einwandfrei ist nur der Absatz von MSM als Nahrungsergänzungsmittel zur Versorgung mit organischem Schwefel. So wird es denn als Nahrungsergänzungsmittel für Menschen und Tiere, insbesondere Pferde, mit einem unglaublichen Wirkungsspektrum angeboten. Alle Funktionen von Schwefel im Stoffwechsel werden als positive Wirkungen herausgestellt. Es soll den Mangel an Schwefel im Organismus ausgleichen und so seine beworbene Wirkung entfalten. An organischem Schwefel herrscht aber in der Ernährung von Mensch und Tier kein Mangel. Der Schwefel kann durch Zubereitung/Verarbeitung von Lebens- oder Futtermitteln nicht vernichtet werden, noch kann er sich verflüchtigen.

Die Schwefelverbindung MSM (ca. 34% Schwefelanteil) ist in vielen Nahrungs- und Futtermitteln natürlicherweise enthalten, z.B. in Kuhmilch, Fleisch, Fisch, Gemüse, Tee, Kaffee.

Schwefel in der Ernährung von Mensch und Tier

Schwefel ist in den Aminosäuren Cystin, Cystein und Methionin (und allen daraus aufgebauten Peptiden, Proteinen, Koenzymen etc.) enthalten. Weiterhin ist er in einigen Vitaminen (Biotin, Thiaminpyrophosphat) enthalten. Schwefel ist damit ein essentielles Element lebender Zellen. Disulfidbrückenbindungen (Verbindungen zwischen 2 Molekülen über den Schwefelanteil) sind weit verbreitet und zur Ausbildung und Stabilisierung von Proteinstrukturen (z. B. im Keratin menschlicher und tierischer Haare und Federn) bei. Außerdem spielen sie bei Reduktions-/Oxidationsvorgängen eine Rolle.

Methionin und Cystin sind essentielle Aminosäuren für den Säuger. Sie können nicht im Stoffwechsel gebildet werden, müssen also über die Nahrung in ausreichender Menge aufgenommen werden. Hier hilft bei einem Mangel keine Schwefelsubstitution! Reich an Cystin sind die Zellen des Immunsystems, Haut und Haare. Der Gesamtschwefelgehalt des menschlichen Körpers liegt bei etwa 0,25 %, der Gehalt schwankt je nach Gewebeart. Keratin im Horn von Pferden enthält bis zu 5 % Schwefel.

Ein Methionin- oder Schwefelmangel ist beim Fleischfresser bei artgerechter und bedarfsdeckender Eiweißversorgung nicht zu erwarten.

Schwefel im Pflanzenstoffwechsel

Die autrophen Pflanzen bilden mit Schwefel, den sie aus dem Boden aufnehmen, Aminosäuren, Enzyme und schwefelhaltige Pflanzenstoffe (Methiin, Alliin, Isoalliin, Propiin etc.). Beim Graswachstum werden Stickstoff und Schwefel gemeinsam umgesetzt. Schwefel erhöht den Rohprotein- und Kohlenhydratgehalt des Grünlandaufwuchses.
Während Schwefelmangel noch vor 10 Jahren aufgrund der stärkeren Emission keine Rolle gespielt hat, ist ein ausreichender Schwefelgehalt des Bodens heute – gerade bei intensiv genutzten Flächen – keine Selbstverständlichkeit mehr. Schwefelmangel kann vom Aussehen der Pflanze her mit Stickstoffmangel verwechselt werden. Ausreichende Düngung nach Bodenanalyse löst das Problem.

Schwefel und Pferde

„Das Mengenelement Schwefel ist ein wesentlicher Bestandteil der Aminosäuren Methionin, Cystin und Cystein. Es gibt keine Hinweise auf einen Schwefelmangel bei angemessener Versorgung der Pferde mit schwefelhaltigen Aminosäuren.“ (Kienzle, Burger, 2011)

Woher soll man wissen, ob der Methionin- und der Schwefelgehalt durch eine Ration gedeckt wird? Bevor man Futterergänzungen einsetzt, bietet sich eine Futtermittelanalyse von Heu/Silage/Gras, die zur Fütterung eingesetzt werden, an. Die Bestimmung von Methionin, Cystin und Schwefel wird von den LUFA-Anstalten angeboten.