Altern ist ein degenerativer Prozess
Altern ist ein fortschreitender, nicht umkehrbarer (oder heilbarer) biologischer Prozess der meisten Organismen, der mit dem Tod endet. Altern ist ein physiologischer Vorgang, der alle Organsysteme betrifft und durch einen langsamen und progressiven Verlust der Körperfunktionen gekennzeichnet ist. Alle Zellen bis auf die Stammzellen verändern sich degenerativ – das ermöglicht auch in hohem Alter noch Reparaturvorgänge.
Die Nierenleistung (gemessen an der Glomerulären Filtrationsrate = GFR) nimmt ab ebenso wie die Herzleistung. Die Hormonproduktion nimmt ab, die Verdauungsleistung nimmt ab, die Verwertung der Nahrung verschlechtert sich, weil die Produktion der Verdauungsenzyme abnimmt, Muskelmasse und Unterhautfettgewebe verringern sich. Durst und Hunger werden weniger wahrgenommen. Die verminderte Ausscheidung pharmakologisch wirksamer Substanzen kann eine Reduzierung der Dosis von Medikamenten erforderlich machen.
Maximale Lebensdauer: Mensch 120 Jahre, Hauspferd 46 Jahre, Haushuhn 30 Jahre, Hauskatze 28 (aus Wikipedia)
Der theoretisch möglichen maximalen Lebensspanne kommen wir – wie unsere Haustiere – immer näher und mit dem Alter kommen die Krankheiten – muss nicht so sein, ist aber meist so. Denn…..
Altern ist ein Risikofaktor für die Gesundheit
Die wenigsten Individuuen sterben an Altersschwäche. Im Zuge des Alterungsprozesses läßt aber die Fähigkeit des Organismus, sich auf veränderte Bedingungen einzustellen, nach. Die Widerstandsfähigkeit nimmt ab, die Krankheitsanfälligkeit (und damit zwangsläufig auch die Sterblichkeit) steigt. Altern erhöht die Wahrscheinlichkeit, an einer Niereninsuffizienz, an einer Herz-Kreislauferkrankung, Diabetes oder Krebs u.a. zu erkranken.
Krankheit kann man heilen – Altern nur verzögern
Da Altern keine Krankheit ist, ist ein alterungsbedingtes Nachlassen der Organfunktion durch Zellveränderungen als solches nicht heilbar. Die Unterstützung der Organfunktionen durch optimales Ausschöpfen der Kompensationsfähigkeiten des Organismus durch gezielte Maßnahmen von Ernährung, Physiotherapie, nicht unterdrückende Medikamenten macht aber durchaus Sinn. Und natürlich spielt auch die Therapie eventuell vorliegender Erkrankungen eine Rolle. Wobei nicht aus den Augen zu verlieren ist, dass die Krankheit im besten Fall heilbar ist, dass das Organ aber auch bei erfolgreicher Therapie nicht die jugendliche Leistungsfähigkeit wiedererlangt sondern bestenfalls die altersbedingt schon vorher eingeschränkte Leistung.
Alterungsprozesse laufen individuell ab und im Ergebnis zeigen sie sich wie chronische Organkrankheit in einer verminderten Organleistung. Es gibt genetisch bedingtes (zu) frühes Einsetzen von Alterungsprozessen und genetisch bedingtes spätes Einsetzen der Alterung. Alterung kann auch durch äußere Umstände begünstigt sein. Das Fortschreiten der Alterung sollte daher homöopathisch beeinflussbar und eine Verzögerung des Prozesses möglich sein.
Meist gehen Alterungsprozesse und Krankheit Hand in Hand. Ein schleichender Verlauf kann sowohl auf Alterungsprozesse als auch auf chronischen Krankheitsverlauf hindeuten, eine plötzliche schwere Symptomatik kann auf ein akutes Krankheitsgeschehen und/oder die krisenhafte Zuspitzung einer chronischen Krankheit oder ein altersbedingtes Organversagen hinweisen.
Homöopathie bei altersbedingten Schwächen
Da Alterungsprozesse keine Krankheit und damit nicht heilbar sind, kann folgerichtig nur eine bessere Kompensation erreicht werden mit wenig(er) belastenden Symptomen. Die Mittelwahl erfolgt nach denselben Kriterien wie bei Krankheit. Insofern müssen wir uns bei der Mittelwahl um die Differenzierung keine Gedanken machen. Eigentlich ist es mehr eine homöopathische Begleitung von Alterung und chronischer Krankheit als eine homöopathische Behandlung mit dem Ziel der Heilung.
Wo finden wir im Repertorium die Mittel, die sich im Alter bzw. bei Alterung und Alterungsprozessen bewährt haben?
Allgemeines – Alter – alten Menschen; bei: Abies-n. acet-ac. Acon. Agar. Agn. All-s. Aloe Alum. alumn. Am-c. am-m. AMBR. Ammc. Anac. Ant-c. ant-t. apis Arg-n. Arn. Ars. ars-s-f. AUR. bapt. BAR-C. Bar-m. bism. Bry. calc. Calc-p. camph. cann-i. caps. Carb-an. Carb-v. carc. Caust. Cham. chin. chinin-s. chlam-tr. cic. cit-v. COCA cocc. coff. Colch. Con. crot-h. cupr. dig. Fl-ac. gali. gamb. gins. Graph. Hydr. hydrog. hyos. Iod. Irid-met. Iris juni-c. kali-ar. kali-bi. KALI-C. kreos. LACH. LYC. mag-f. merc. Mill. nat-c. Nat-m. nat-s. Nit-ac. nux-m. nux-v. OP. orch. Ov. perh. ph-ac. Phos. puls. rhus-t. ruta sabad. sabal sanic. sarcol-ac. sars. SEC. SEL. Seneg. sep. Sil. squil. stann. sul-ac. Sulph. sumb. syph. ter. TEUCR. thiosin. thuj. tub. Verat. zinc.
Allgemeines – Alter – Altersverfall: Agn. Arg-n. ars. Bar-c. cann-i. Con. fl-ac. iod. Lyc. med. orch. Ov. phos. thiosin.
Allgemeines – Alter – vorzeitiges Altern: Agn. alco. alum. Ambr. ant-c. anthraci. arg-met. arg-n. ars. Aur. Bar-c. berb. bufo carb-ac. carb-v. chinin-s. coca Con. cortico. Cupr. des-ac. esp-g. Fl-ac. gins. hydr. Kali-c. kres. LACH. lyc. mag-f. nit-ac. nux-v. op. phos. prot. psor. reser. sars. sec. SEL. sep. staph. stram. sulph. sumb. verat. Vip.
Kompensatorische Heilung
Bei Vijayakar finden wir den interessanten Begriff der kompensatorischen Heilung, worunter er die Schaffung und Erhaltung eines neuen Gleichgewichstzustandes mit weniger belastenden Symptomen versteht bei nicht reversiblen Organveränderungen/Pathologien. Die Mittelwahl hat nach der Totalität der Symptome zu erfolgen, der Behandlungsverlauf folgt nicht der Heringschen Regel.
Für die Mittelwahl ist die Unterscheidung zwischen Heilung und kompensatorischer Heilung also nicht relevant, wohl aber bei der Beurteilung des Behandlungsverlaufs. Während die Symptomenverschiebung der Heringschen Regel entsprechend bei Heilungsverläufen die passende Mittelwahl anzeigt, spricht ihr Ausbleiben bei der kompensatorischen Heilung nicht gegen das gewählte Mittel. Bei der kompensatorischen Heilung bleiben klinischen Befunde wie Röntgen, Ultraschall etc. unverändert!
Diese Zusammenhänge lassen sich meiner Meinung nach gut auf Alterungsprozesse mit und ohne Krankheit übertragen. Sicher ist bei einem Hund mit 8 Jahren mehr zu erreichen, als bei einem Greis von 15 Jahre. Und von kompensatorischer Heilung kann man eigentlich auch nicht sprechen…. kompensatorische Besserung des jeweiligen Zustandes, solange es noch geht, wäre die passendere Formulierung. Wichtig ist, dass die Mittelwahl nach der Gesamtsymptomatik erfolgt unabhängig davon, ob diese noch beeinflußbar ist. Beispiel: Vorzeitiges Ergrauen ist mit zu repertorisieren, aber eine Rückkehr zur ursprünglichen Haarfarbe ist illusorisch!
Hier noch ein Link zu einer Präsentation der Uni Leipzig mit ganz vielen Informationen zu einzelnen Tierarten: Biologie des Alterns