Leishmaniose-Diagnostik

Dieser Beitrag ist Teil 4 von 6 in der Serie Leishmaniose

Untersuchungen mit unterschiedlicher Aussagekraft

Der Diagnostik der Leishmaniose erfolgt immer im Zusammenspiel von Anamnese, klinischer Untersuchung, Hämatologie, Serologie und gegebenfalls Histologie und Zytolgie.  Der Erregernachweis  kann indirekt über den Nachweis von Antikörpern im Serum mittels serologischer Tests (ELISA, IFAT, Dot-ELISA, DAT, Western-Blot) erfolgen. Möglich ist auch der direkte mikroskopische Nachweis der Amastigoten  in den Makrophagen oder die Anzucht des Erregers aus Lymphknoten- oder Knochenmarkspunktat. Der Erbsubstanz der Leishmanien in Lymphknoten, Knochenmark o.a. kann man mittels PCR auf die Spur kommen.
Serologie, Histologie und Zytologie werden entsprechend der Fragestellung und Ausgangssituation eingesetzt. Jede dieser Untersuchungen hat eine andere Aussagekraft und sagt für sich alleine wenig über den Verlauf der Infektion/Erkrankung aus.
Breiteste Anwendung findet  der serologische Antikörpernachweis, der im Verdachtsfall oder bei unauffälligen Tieren aus Endemiegebieten immer als erstes Screening zur Anwendung kommt.

Antikörpernachweis im Serum

Nicht immer ist alles klar, nicht immer decken sich Testergebnisse mit klinischen Befunden oder deren Fehlen.  Eine Diagnose kann nie allein aufgrund des Antikörpernachweises gestellt werden – außer bei deutlicher Leishmaniose-Symptomatik!
Wie die Leishmaniose-Symptomatik aussieht, kann man in der Media-Galerie von LeisVet  betrachten. (Ganz runterskollen auf der Seite!

Am gebräuchlichsten ist der AK-Nachweis (IgG) mittels ELISA. Das Verfahren hat den Vorteil, das nicht nur eine qualitative sondern auch eine quantitative Aussage zur Höhe des Titers möglich ist. Das Ergebnis des Antikörpernachweises ist der sog. Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT).

Unbedingt zu beachten: Die (Zahlen-)Ergebnisse unterschiedlicher Testverfahren und sogar verschiedener Labore beim gleichen Testverfahren sind untereinander nicht vergleichbar! Um Entwicklungen zu beurteilen, bleibt man mit den Wiederholungstests am besten auch beim gleichen Labor.

Symptomatisch – subklinisch – latent

Um die Testergebnisse der serologischen Tests bzw. ihre Aussagekraft bei verschiedenen Infektionsverläufen zu verstehen, hier die Verläufe im Hinblick auf die klinische Symptomatik differenziert:

(1) Die Erkrankung kann symptomatisch verlaufen mit B-Zell-Aktivierung und Bildung spezifische Antikörper und unterdrückter Makrophagentätigkeit. In diesem Fall ist der AK-Nachweis eindeutig, der Titer ist hoch, es liegt eine Leishmaniose-Erkrankung vor. Die humorale Immunabwehr überwiegt und die Leishmanienbelastung ist hoch.

Klinische Symptome + positiver serologischer Test = Diagnose eindeutig

(2) Die Erkrankung kann auch symptomatisch verlaufen ohne B-Zell-Aktivierung. In diesem Fall ist das Testergebnis trotz klinischer Symptome negativ. Es wird eine weiterführende Diagnostik nötig, um die Leishmaniose zu bestätigen oder zu verwerfen.

Klinische Symptome + negativer Test –> weitere Tests

(3) Die Leishmaniose kann subklinisch/asymptomatisch verlaufen mit spezifischer aber schwacher humoraler Immunantwort. Der AK-Titer ist leicht erhöht, es sind keine Symptome festzustellen. Dieses Bild ergibt sich,  wenn die zelluläre Abwehr überwiegt und die Leishmanienbelastung gering ist. Um die Leishmanioseerkrankung  zu bestätigen sind weitere Tests nötig. Kann die Verdachtsdiagnose so bestätigt werden, gilt der Hund als an Leishmaniose erkrankt.

Keine klinischen Symptome + positiver Test, niedriger Titer = Diagnose nicht eindeutig möglich –> weitere Tests.

(4) Die Infektion kann latent verlaufen ganz ohne Antikörperbildung.  In diesen Fällen einer latenten Infektion ohne Antikörperbildung sind die Tests zur Antikörperbestimmung nicht  aussagekräftig.  Man bekommt einen falsch negativen Test, obwohl der Hund infiziert ist – weil er eben (noch) keine Antikörper gebildet hat. Der Hund ist klinisch und labordiagnostisch unauffällig und gilt als gesund.

Keine klinischen Symptome + negativer Test + Hund aus Endemiegebiet –> Wiederholung des Tests in regelmäßigen Abständen (6-12 Monate) – keine Behandlung

ELISA – Aussagekraft

Der serologische Nachweis ist in Fällen einer klinisch apparenten Infektion (bedeutet, dass klinische Symptome vorliegen) mit einer Genauigkeit von 95% richtig positiv. In Fällen inapparenter Infektion ist er in 50% der Fälle falsch negativ. Das bedeutet, dass 50% der als negativ getesteten unauffälligen Hunde eigentlich leishmaniose-infiziert sind. Aber auch die falsch positive Testung ist möglich und zwar immer dann, wenn eine Infektion mit Ehrlichien, Babesien oder  vor allem Trypanosomen vorliegt.

Falsch negative Ergebnisse kann die Antikörperbestimmung auch bei frisch infizierten Tieren in den ersten 2 Monaten nach der Infektion ergeben. Falsch positiv wird der Test bei Welpen, die noch mütterliche AK aufweisen oder in den ersten Monaten nach einer Impfung.

Wenn der LAT nicht reicht

In diesem Fall wird zum Ausschluß bzw. zur Verifizierung der Infektion zunächst mikroskopisch nach Amastigoten in Makrophagen gesucht. Wenn so keine Leishmanien nachgwiesen werden können, sollte eine PCR durchgeführt werden.

Bestätigt sich dadurch die Leishmanien-Infektion wird behandelt. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Ist das serologische Testergebnis negativ bei leishmaniose-verdächtigen Symptomen und kann man auch durch eine mikroskopische Untersuchung den Verdacht nicht bestätigen, reicht das nicht, um eine Infektion auszuschließen.  In diesem Fall sollte ergänzend eine PCR durchgeführt werden. Nur so kann eine Leishmanien-Infektion zweifelsfrei festgestellt bzw. ausgeschlossen werden.

Auch die PCR kann falsch negative Ergebnisse liefern, was aber auf unkorrekte Probennahme des Punktats zurückzuführen sein soll.

Andere bestätigende Befunde

Einen weiteren deutlichen Hinweis auf eine Leishmaniose liefert die Eiweiß-Elektrophorese.  Das Gesamteiweiß ist erhöht durch die Antikörperbildung. Durch nierenschädigende Immunkomplexe kommt es zur Nierenschädigung mit erhöhten Albuminverlusten. Beides führt zu einem erniedrigten Albumin/Globulinquotienten.

Durch eine Knochenmarksschädigung kann es zu Blutbildungsstörungen kommen. Im Blutbild zeigt sich häufig auch ein niedriger Hämatokrit und Hämoglobin-Anteil.

Leishmaniose positiv ohne klinische Symptome bedeutet nicht zwingend, dass eine Leishmanien-Infektion vorliegt.

Es gibt bei den serologischen Tests nämlich Kreuzreaktionen der Leishmaniose-Antikörper mit Antigenen anderer Mittelmeerkrankheiten.

Ein ganz ausführliches Fließdiagramm zur Diagnostik gibt es  von LeishVet.

Ein Verlauf mit deutlicher klinischer Symptomatik kann durch erfolgreiche Behandlung in einen subklinischen/latenten Verlauf übergehen.

In diesem Fall mit leicht erhöhtem oder negativem Titer weiß man, dass eine Infektion vorliegt – wenn man die Vorgeschichte kennt. Hier wird zu engmaschigere Kontrollen geraten im Abstand von 3-6 Monaten. Weiß man nichts über die Vorerkrankung und ihre erfolgreiche Behandlung, würde man gegebenenfalls wie oben beschrieben in die Diagnostik einsteigen.

Warum die Diagnostik so wichtig ist

Ohne eindeutige Diagnose ist keine adäquate Therapie möglich. Eine unbehandelte Leishmaniose, die auf die inneren Organe übergreift und mit vermehrter Antikörperbildung einhergeht, verläuft unbehandelt in der Regel tödlich. Erfaßt man den Antikörperanstieg VOR dem Ausbruch der Erkrankung, erleichtert das die Behandlung, die dadurch auch weniger belastend für das Tier wird.

Es gibt wirkungvolle Medikamente, die allerdings z.T. mit gravierenden Nebenwirkungen behaftet sind und auch nicht bei jedem Hund eingesetzt werden können.  Je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, um so schwieriger gestaltet sich die Therapie.

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