Welche Emotionen und Empfindungen verbergen sich hinter dem Verhalten des Tieres?
Tiere weisen wie Menschen Gemütssymptome auf. Sicherlich nicht in der menschlichen Bandbreite und immer entsprechend dem genetisch festgelegten Rahmen, der von Tierart zu Tierart variiert, aber deswegen nicht minder wichtig für die Arzneiwahl. Emotionale Auslöser von Beschwerden spielen auch bei Tieren eine große Rolle.
Bei Sankaran habe ich eine hilfreiche Gegenüberstellung der emotionalen Causae und Ängste und der Entwicklung der Beschwerden der Naturreiche gefunden, die uns eine Orientierungshilfe bei der Mittelwahl sein kann.
Die Causae und Ängste der Naturreiche
Schaut man sich die verschiedenen Ursachen an, die als Auslöser von Krankheit genannt sind, erkennt man leicht, dass das alles auch bei Tieren eine Rolle spielen kann. Ich schreibe ganz bewußt KANN, denn entscheidend ist immer, wie eine Situation vom Tier empfunden wird. Mit welchem Verhalten ein Tier auf seine Wahrnehmung reagiert, wie es seine Emotionen zum Ausdruck bringt, ist von Tierart zu Tierart unterschiedlich. Darüber gibt die spezielle Verhaltenslehre der jeweiligen Tierart Auskunft.
Hier der Auszug aus Sankarans Übersicht über die Tierreiche:
Minerale
Causa / Ursache
– Bruch in der Struktur
– Bruch in Beziehungen
– Scheitern in Bezug auf Leistung und Auftreten
– Scheitern in Bezug auf Macht / Kraft und Verantwortung
Ängste
– Strukturbruch (bezüglich Identität/Sicherheit/Leistung/ Kraft)
– Zusammenbruch der Struktur
– etwas verlieren
Tempo
– allg. langsamer Beginn und langsames Fortschreiten
Den bei den Mineralen als Causa genannten Bruch der Beziehung finden wir z.B. in der Situation des zu frühen Absetzens oder bei Flaschenaufzuchten. Das Scheitern in Bezug auf Macht und Kraft zeigt sich z.B. beim Rudelführer mit zunehmendem Alter oder nach Umzügen mit notwendigem Einfügen in ein neues Machtgefüge. Auch bei einem alternden Begleit- oder Diensthund, der seine Aufgabe aufgrund von Alterungsprozessen nicht mehr wahrnehmen kann, kann das zur Causa massiver Beschwerden auf körperlicher und auf Gemütsebene führen.
Angst vor Auseinandersetzung, vor Konfrontation und große Unsicherheit werden auftreten. Infolgedessen kann es zu Rückzug und Vermeidungsverhalten kommen. Die Angst vor dem Verlust der Position und die Unsicherheit kann aber auch zu übertriebener Machtdemonstration und Imponiergehabe führen.
Die Problematik entwickelt sich nicht von heute auf morgen, es ist ein langsamer Prozess, der längere Zeit verborgen bleiben kann.
Pflanzen
Causa / Ursache
– emotionale oder körperliche Verletzung
– Schock
Ängste
– Verletzung
– Schmerz
Tempo
-allg. schneller Verlauf und variationsreich
Die Ursache der Beschwerden der Pflanzenmittel ist eine Verletzung, die sowohl körperlich als auch emotional sein kann. Infolgedessen sind die Ängste auf Verletzung und Schmerz gerichtet und das Verhalten zielt darauf ab, Verletzung und Schmerz zu vermeiden, was sich in extremer Unterwürfigkeit oder aggressivem Verhalten zeigen kann, in Ablehnung von Nähe und Berührung oder im anderen Extrem übertriebener Anhänglichkeit.
Verletzungen geschehen plötzlich und sind vielfältiger Natur, entsprechendes gilt für die Beschwerden der Pflanzenmittel.
Tiere
Causa / Ursache
– Ablehnung, Zurückweisung
– Vernachlässigung
– Versagen sich zu verteidigen
– Versagen /Scheitern im Wettbewerb
– Aggression / Angriff
Ängste
– Verlust von Attraktivität
– Wettbewerb
– Aggression
– Angriff
– Ablehnung, Zurückweisung
– Isolation
Tempo
– allg. gemäßigt bis hin zu schnellem Tempo
Ein ausgesetzter Hund oder ein verwahrloster Strassenhund, alt/krank, wehrlos und herumgescheucht, könnte diesem Bild entsprechen. Oder ein gequältes, misshandeltes Tier. Wie schon gesagt – es kommt immer darauf, WIE das Tier seine Situation empfindet – die tatsächlichen Gegebenheiten können objektiv betrachtet ganz anders aussehen.
Nicht alles ist das, was wir darin sehen
Ein und diesselbe Situation kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Und zwar sowohl vom Tier als auch vom Beobachter/Therapeuten.
Ich habe ein Beispiel konstruiert, mit dem ich die Problematik verdeutlichen möchte:
Nehmen wir an, ein Hund wechselt den Besitzer. Im Idealfall bereitet ihm das keine Probleme und nach einer Eingewöhnungszeit ist alles im grünen Bereich. Möglicherweise leidet der Hund aber nachhaltig unter dem Bruch der Beziehung, sein soziales Gefüge ist zerstört, er verliert die Orientierung, fühlt sich unsicher (–>Mineralmittel). Wird der Besitzerwechsel als Strukturverlust erlebt, vielleicht weil der neue Besitzer durch sein Verhalten Unsicherheit statt Sicherheit vermittelt, so werden sich die Symptome/Verhaltensauffälligkeiten eher langsam bzw. mit Verzögerung zeigen, vielleicht in schwindendem Gehorsam, zunehmendem Dominanzstreben.
Der Hund könnte diese Situation aber auch als Ablehnung/Zurückweisung/Vernachlässigung durch den ehemaligen Besitzer wahrnehmen (–>Tiermittel). Aus der Sicht eines Tiermittels geht es in dieser Situation ums Überleben, um einen Kampf auf Leben und Tod.
Der Verlust des alten Zuhauses kann auch als Schock erlebt werden (–>Pflanzenmittel). Wird die Situation schockartig und als Verletzung vom Tier wahrgenommen, treten die Beschwerden/Verhaltensauffälligkeiten PLÖTZLICH auf…..direkt nach dem Umzug ins neue Heim.
Ganz abgesehen vom Problem der differenzierten Verhaltensbeobachtung und -deutung, wird eine zusätzliche Schwierigkeit deutlich: Die Wahrnehmung des Beobachters. Und die richtet sich – wenn er das nicht bewußt auszuschalten vermag – nach seinen eigenen Erfahrungen mit ähnlichen Situationen.
Eine Verhaltensweise kann unterschiedliche Auslöser haben
Ein Tier, dass sich bedroht fühlt, kann flüchten oder aggressiv werden. Ein Tier, dass seine Ruhe haben will, kann aggressiv werden oder sich zurückziehen. Und auch ein verunsichertes Tier kann Aggression oder Rückzug zeigen. Die Aggression an sich ist nicht richtungsweisend für die Mittelwahl. Entsprechendes gilt für andere Verhaltensweisen. Erst die dahinter stehende Empfindung ist charakteristisch für die Krankheit/das Mittel.
……und eine Situation kann unterschiedliche Emotionen und Verhalten auslösen
Die Beweggründe für ein Verhalten zu identifizieren, ist eine spannende Herausforderung. Kenne ich das Vorleben eines Tieres und weiß ich, welche Situationen es erlebt hat, kann das eine große Hilfe sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein altes Erleben die derzeitige Wahrnehmung bestimmt, ist jedenfalls sehr groß.