Flöhe

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 2 in der Serie Flöhe

Flöhe – nur lästig oder auch gefährlich?

Bei Flohbefall von Hund und Katze handelt es sich in aller Regel um Katzenflöhe – Ctenocephalides felis. Der Katzenfloh ist deutlich kleiner als der Hundefloh und weit weniger wählerisch in Bezug auf den Wirt, befällt auch gerne den Hund und verschmäht in der Not auch den Menschen nicht.

Flöhe als Überträger von Zoonosen

Flöhe spielen in unseren Breiten als Überträger von Erkrankungen auf den Menschen keine Rolle. Früher haben sie die gefürchtete Pest übertragen. Heute verursachen die Flohstiche allenfalls allergische Reaktionen – und zwar auf den Speichel der Flöhe. Die Betonung liegt auf „in unseren Breiten“. Gibt man bei pub.med fleas ein, werden viele Untersuchungen afrikanische Länder betreffend angezeigt, für die anderes gilt.

Es gilt den Wirt (das Erregerreservoir – muss nicht erkrankt sein), den Vektor (= Zwischenwirt = Überträger – in diesem Fall den Floh) und den Infizierten (Endwirt) zu unterscheiden. Wobei der nach erfolgter Erregerübertragung auch nicht zwangsläufig erkranken muss. Immerhin gibt es ja noch das Immunsystem und nicht jede Species ist für alles empfänglich.

Vector borne diseases

Insbesondere der Katzenfloh hat aufgrund seiner Verbreitung als Überträger von vector borne diseases (also Erkankungen durch Erreger ausgelöst, die der Floh als Zwischenwirt vom Erregerreservoir zum Endwirt transportiert)  eine gewisse Bedeutung. Dabei ist er wenig wählerisch, was den Wirt angeht.

Unterschieden werden muss grundsätzlich zwischen der Möglichkeit der Krankheitsübertragung von Tier zu Tier, von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch. Was theoretisch und praktisch übertragen werden kann, sollte immer im Zusammenhang mit den in einem Land bzw. innerhalb einer Tierpopulation tatsächlich relvanten Krankheiten und deren Bedeutung für das infizierte Opfer gesehen werden. Panikmache mit Untersuchungsergebnisse aus Afrika ist wenig konstruktiv, kurbelt aber sicher die Verkaufszahlen eines Antiparasitikums an. Aussagen wie…Flöhe übertragen Krankheit xy….sind wenig erhellend ohne die Angabe, was sie denn auf wen mit welchen Auswirkungen übertragen. Spielt die Erkrankung überhaupt eine Rolle bei uns? Sind die Bedingungen zur Übertragung gegeben? Für uns gibt es hier keine relevante Erkrankung, die vom Katzenfloh übertragen wird.
Die Übertragung von Krankheitserregern erfolgt jedenfalls über den Speichel der Flöhe.

Hier 2 interessante Veröffentlichungen zu dem Thema:

Rickettsia felis und das Afrikanische Fieber

Neue Rickettsia species in Katzenflöhen gefunden

Der Entwicklungszyklus des Flohs

Ctenocephalides felis (Weibchen bis 3,5 mm, Männchen bis 2,5 mm lang) machen eine vollständige Metamorphose durch. Sie halten sich in der Regel permanent auf ihrem Wirt auf. Der Entwicklungszyklus (insgesamt 3 Wochen bis zu max. 2 Jahren – ist abhängig von Verfügbarkeit eines Wirts, von Temperatur und Feuchtigkeit) spielt sich aber nur kurze Zeit auf dem Tier ab. Befruchtete Weibchen beginnen 24-48 Stunden nach der ersten Blutmahlzeit mit der Eiablage (knapp 30 Eier pro Tag) im Fell des Wirtes. Die Eier fallen ab und nach 3-5 Tagen schlüpft die Larve. Die Larve macht 3 Entwicklungsstadien durch. Die 3. Larve verpuppt sich in einem Kokon (Puppe) und nach 1-2 Wochen der Puppenruhe schlüpft unter günstigen Bedingungen das Imago, der adulte und geschlechtsreife Floh. Die Flöhe schlüpfen auf Vibrationsreize und Temperatur- und CO2-Veränderungen hin. Die Lebensdauer der Flöhe beträgt unter neutralen Umgebungstemperaturen 9-12 Monate, ist aber bei tiefen Temperaturen und Hungerperioden deutlich länger. Das Entwicklungsoptimum liegt um die 25 Grad bei 80% Luftfeuchtigkeit. Hochsaison der Flöhe sind Spätsommer und Frühherbst.

Die Entwicklung geht also über Ei, Larve 1, Larve 2, Larve 3 und Puppe zum geschlechtsreifen Floh. Die Flohpopulation umfaßt neben den ausgewachsenen Flöhen alle fünf Entwicklungsstadien.  Wachstumsregulatoren wie Lufenuron (ProgramR) verhindern die Chitinbildung bei der Larvenhäutung, so dass die Larve abstirbt und der Entwicklungszyklus an dieser Stelle unterbrochen wird.

Es hat sich übrigens gezeigt, dass die Menge der produzierten Eier von der konsumierten Blutmenge abhängt und das Katzenflöhe an Mäusen sich weniger vermehren als an Ratten. Insofern beeinflußt der Wirt die Fortpflanzung:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27106931

Kann eine Flohpopulation ausgerottet werden?

Theoretisch ja, praktisch ist es fast unmöglich. Da ein von Flöhen befallenes Tier überall, wo es sich auch nur vorübergehend aufhält, die Floheier quasi verstreut, kann man Re-Infektionen bzw. erneuten Flohkontakt nicht verhindern. Man kann die adulten Flöhe und im Fell befindliche Entwicklungsstadien abtöten, damit erwischt man aber nur einen minimalen Anteil der Flohpopulation. Eier, Larven und Puppen befinden sich überall in der Wohnung, draußen im Garten, auf der Terasse etc. Ganz zu schweigen von Wiesen und Wäldern. Selbst wenn man die eigene Wohnung, den Pkw und die Terasse flohfrei hat, kann sich das Tier jederzeit mit Leichtigkeit irgendwo draußen in der Natur wieder Flöhe einfangen. In einem Buch über Katzenkrankheiten (Enke-Verlag, Krankheiten der Katze, S. 468) steht folgendes, was sich wohl ohne Einschränkung auch auf den Hund übertragen läßt:

„Bei vielen gesunden Katzen ist eine geringe Flohpopulation in einem stabilen Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirt vorhanden, die Tiere werden von diesen Flöhen anscheinend wenig belästigt.“

Die Betonung liegt hier auf „gesunden“ Tieren. Was für eine homöopathische Sanierung des Gesundheitszustandes spricht, um damit überhaupt die Voraussetzung für die intakte körpereigene Parasitenabwehr zu schaffen.

Der Floh als Bandwurmüberträger

Die Flohlarve ernährt sich vom Kot der erwachsenen Flöhe, von anderem organischem Material und – wenn vorhanden – auch von Bandwurmeiern, wobei hier nur der Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum) eine Rolle spielt. Flohlarve und Bandwurmei müssen also aufeinander treffen. In der Flohlarve entwickelt sich aus dem Ei eine Bandwurmlarve. Wird dann der Floh, der aus dieser Flohlarve heranwächst, von Hund oder Katze gefressen, wird der Bandwurm übertragen. Der Floh ist in diesem Fall Zwischenwirt für ein Entwicklungsstadium des Bandwurms und überträgt die Larve. Infektionsquelle sind also Flöhe von Wirten die gleichzeitig auch Bandwürmer hatten – vorausgesetzt, sie werden gefressen, was bei der Körperpflege der Tiere allerdings leicht passiert.

Bewirtet ein Hund einen Gurkenkernbandwurm, so hat er auch Flöhe – andersherum ist das nicht zwingend. Ein flohbefallener Hund muss keinen Bandwurm haben. Der Dipylidium caninum-Befall des Hundes hat geringe klinische Bedeutung. Für den Menschen ist die Übertragung über Flöhe  nicht relevant.


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