Flohmittel im Überblick: Tabletten, Halsbänder und Spot-ons

Dieser Beitrag ist Teil 2 von 2 in der Serie Flöhe
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Welches Flohmittel ist das passende?

Es geht mir in diesem Beitrag nicht um das Für und Wider des Insektizideinsatzes. Wenn er aber nötig wird bzw. für nötig gehalten wird, gilt es einiges zu beachten, damit  er nicht zu einer sinnfreien und unnötig belastende Aktion für Mensch und/oder Tier wird. Es geht hier auch nicht um Nebenwirkungen. Es geht allein darum, das passende Mittel (Halsband, Spot-on oder Tablette) zu finden, wenn man keine andere Lösung für das Flohproblem sieht.  Auch Insektizide zur Umgebungssanierung (Fogger) sind nicht Thema des Beitrags.

Verschiedene Ansätze in der Flohbekämpfung am Tier und ihre Grenzen

Man kann sein Tier mittels homöopathischer Behandlung wappnen und bestenfalls wird es von den Flöhen im Umfeld nicht gebissen. Man kann Repellentien anwenden, die den gleichen Effekt haben.  In beiden Fällen überleben die Flöhe und können sich ein anderes Opfer suchen, vielleicht den Tierhalter oder Nachbarskatze….und sie können sich vermehren.

Klasse: Insekten, Ordnung: Siphonaptera

Je mehr Floheier, -larven und -puppen die Wohnung, den Garten oder den Balkon oder die Lieblingsplätze vom Tier bevölkern, um so stärker die Belastung und um so wahrscheinlicher, dass doch ein Floh zum Biß kommt.  Hat ein weiblicher Floh aber eine Blutmahlzeit genossen, ist er bereit zur Eiablage. Aus den Eiern schlüpfen Larven die sich nach mehreren Häutungen schließlich verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen dann bei günstigen Bedingungen (Warmblüter in der Nähe, Wärme) die adulten Flöhe.

Entschließt man sich, Insektizide einzusetzen, ist nicht die Bekämpfung der erwachsenen (adulten) Flöhe das Problem. Die adulten Flöhe machen nur 5% der gesamten Flohopulation aus. Eier, Larven und Puppen  sind das eigentliche Problem. Eier und Puppen reagieren aufgrund ihrer schützenden, nicht durchlässigen Hülle nicht auf die gängigen Kontaktgifte, die am Tier angewendet werden und gegen die adulten Flöhe wirksam sind. (Ausnahme Stronghold® ). Ein, zwei Flöhe am Tier (die man vermutlich gar nicht wahrnimmt), können dafür sorgen, dass die Wohnung ein Floh-Eldorado wird. Und damit werden die Grenzen von natürlich guter Abwehr, von natürlichen oder chemischen Repellentien deutlich.

Flohmittel wirkt nicht – Resistenzproblem oder Anwendungsfehler?

Beim Floh bedeutet zunehmende Resistenz konkret, dass ein großer Teil der Flohpopulation auf die gängigen Insektizide nicht mehr reagiert.  Ob aber tatsächlich eine Resistenz vorliegt oder ein Anwendungsfehler oder ein ungenügendes Gesamtkonzept zum Therapieversagen führt, sei dahingestellt.  Für die verschiedenen Entwicklungsstadium sind zur Bekämpfung andere Wirkstoffe nötig. Die natürliche Widerstandsfähigkeit von Eiern und Puppen gegen Kontaktinsektizide hat dazu geführt,  dass man hier den Weg über wachstumshemmende Wirkstoffe geht, die – vom adulten Floh aufgenommen – die Entwicklung der Larve (und zwar die Häutungen) verhindern.

Ein bißchen resistent geht nicht – ganz oder gar nicht

Das einzelne Individuum, in unserem Fall also der Floh, kann nur resistent oder nicht resistent sein.  In der Gesamtheit der Floh-Bevölkerung in einem bestimmten Lebensraum treffen resistente und nicht-resistente Vertreter aufeinander. Die Resistenz entsteht per Mutation, erweist sich lebensrettend für die Population und wird per Auslese weiter vererbt. Je kürzer der Lebenszyklus einer Art ist und um so zahlreicher die Nachkommen, um so schneller greift die Resistenz um sich. Bei den Flöhen geht es schnell mit der Fortpflanzung und die Träger der Erbinformation sind zahlreich. Wird ein Parasitikum fortlaufend eingesetzt, bedeutet das, dass früher oder später mehr oder weniger die ganze Population resistent ist.

Wie die Resistenz um sich greift, hängt auch davon ob, wieviel Gelegenheit zur Vermischung einzelne Populationen haben. Ist ein Parasitikum in einem Terrain – sei das nun ein Land, eine Region, ein Biotop-  noch nicht eingesetzt worden und sind keine Parasiten von außerhalb dazu gekommen, spielen Resistenzen dort keine Rolle. Vertreter dieser Population senken den Resistenzfaktor der Population für eine Weile, wenn sie sich vermischen.

Abhilfe schafft nur Abwechlsung. Jede fortgesetzte Anwendung eines Parasitikums leistet Resistenzen Vorschub. Auch die Parasiten wollen schließlich überleben und passen sich an. Inwieweit  ein turnusmäßiger Mittelwechsel bei Hund/Katze noch Sinn macht, sei dahin gestellt. Schließlich kommt der Floh, den das Haustier sich irgendwo eingefangen hat, ja nicht aus einem pestizidfreien Paralleluniversum und bringt die Resistenz u.U. schon mit und vererbt sie weiter.

Da die gängigen Insektizide alle weltweit in umfangreichem EInsatz sind, greifen Resistenzen immer weiter um sich und führen dazu, dass ständig neue Produkte auf den Markt kommen mit neuen synthetischen Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen.

Der Resistenzfaktor als Maß für die Resistenz

EIn niedriger Resistenzfaktor von 5-10 zeugt von einer beginnenden Resistenz.  Eine  beginnende Resistenz wird nicht als solche wahrgenommen. Zum einen liegt das daran, dass die Dosierungsempfehlungen weit über der minimalen effektiven Dosis liegen, zum anderen daran, dass eine früher als angegeben nachlassende Wirkung oft nicht bemerkt wird.

Ein RF von 10-100 zeigt sich darin, dass die Tiere trotz Behandlung nicht  parasitenfrei werden. Ist ein Parasitikum schon viele Jahre in Benutzung kann es dazu kommen. Ein RF von über 100 bedeutet, dass das Parasitikum vollkommen wirkungslos geworden ist, dass die ganze Population resistent geworden ist.  Einen derart hohen RF haben mittlerweile weltweit die synthetischen Pyrethroide. Der Resistenfaktor der Organophsphate liegt bei 10-100. Es gbt Kreuzresistenzen zwischen Organophosphaten und  Carbamaten.  In der Praxis bedeutet das, dass viele Produkte noch eine gewisse Wirksamkeit zeigen, dass der Befall aber nicht unter Kontrolle gebracht werden kann und die Wirkungsdauer deutlich verkürzt ist.

Hier ist zu bedenken, dass nicht nur die Pestizide eine Rolle bei der Resistenzentwicklung spielen, die am oder im Tier wirken, sondern auch Fogger, Lösungen und Sprays, die zur Umgebungssanierung eingesetzt werden.

Organophosphate sind in heute erhältlichen Halsbändern, Spot-ons nicht mehr vertreten. Das Halsband von Bolfo enthält ein Carbamat – von dem nach dem oben ausgeführten in Sachen Flohbekämpfung wenig zu erwarten ist.

Übersicht über derzeit gängige Tabletten, Halsbänder und Spot-ons gegen Flöhe

Ich habe mich bemüht, die „Flohmittel“ zu sortieren und einen hilfreichen Überblick zu schaffen über die verschiedenen Wirkstoffe und die Einsatzmöglichkeiten. Mit irgendeinem Mittel wahllos zu beginnen wird kaum zum Ziel führen.  Hilfreich im EInsatz gegen Eier, Larven und Puppen sind Waschmaschine und Staubsauger, die Verbannung textiler Bodenbeläge etc.. Larven sind frei beweglich und wandern in die Tiefe von Matrazen, Polstern und draußen in den Boden und sind kaum zu entfernen. Grundsätzlich reagieren sie auf Insektizide.

Bei bestehender Flohpopulation und fortlaufender Abtötung der immer wieder schlüpfenden Flöhe kann es bis zu einem Jahr dauern, bis alle nachrückenden Flöhe vernichtet sind…vorausgesetzt kein Floh hat sich bei Mensch oder anderem Tier eine Butmahlzeit geholt und zwischenzeitlich Eier gelegt.

Auch wenn ein Mittel seine versprochene Wirkung zu 100% erfüllt, kann es – was das Flohproblem angeht  –  ein Totalversager sein.

Es ist ein großer Unterschied für die Mittelwahl, ob man in einem flohfreien Haushalt den Einzug von Flöhen verhindern will oder ob man den Kampf gegen eine gestandene Flohpopulation aufnimmt.  Zu bedenken gilt es auch, ob Mensch und Tier vor Hautkontakt mit Insektiziden bewahrt bleiben soll. Dann wird man Tabletten den Halsbändern oder Spot-ons vorziehen. Möchte man dem Tier im Gegenteil die systemische Wirkung ersparen, kann man nur auf Präparate mit Friponil, Pyrethroiden oder  Imidacloprid zurückgreifen.

Manche Präparate fahren 2-gleisig was Ekto- und Endoparasiten und/oder öden Wirkmechanismus angeht. Zusätzliche Wirkungen gegen Endoparasten oder Sandfliegen habe ich hervorgehoben.  Für zusätzliche Informationen siehe auch die Fußnoten unter der Tabelle.

Wenn schon Insektizide, dann überlegt und planvoll einsetzen!

 

Frontline® Fipronil4 adulte Flöhe (Zecken) Spot-on/OTC
Fiprolane®/Fiproline® Fipronil adulte Flöhe (Zecken) Spot-on/OTC
Fiprospot® Fipronil adulte Flöhe (Zecken) Spot-on/OTC
Effipro® Fipronil adulte Flöhe (Zecken) Spot-on/OTC
Frontline® Combo Fipronil

Methopren*

adulte Flöhe (Zecken)

Entwicklunghemmer

Spot-on/TA
Advantage® Imidacloprid2
(Neonicotinoid)
adulte Flöhe,  Zecken Spot-on/OTC
Advantix® Imidacloprid

Permethrin1

adulte Flöhe, Zecken, Sandfliegen
repellierend
Spot-on/TA
Seresto® Imidacloprid

Flumethrin1

adulte Flöhe

Zecken + repellierend

Halsband/OTC
Advocate® Imidacloprid

Moxidectin*

adulte Flöhe, Larven

Endoparasiten (auch Herzwürmer), Milben

Spot-on/TA
Capstar® Nytenpiram*/***
(Neonicotinoid)
Flöhe Tablette/OTC
Revolution/Stronghold® Selamectin3
(=Avermectin)*/**
adulte Flöhe + Eier + Larven

Endoparasiten (auch Herzwürmer), Milben

Spot-on/TA
Programm® Lufenuron* vor allem larvizid durch Wachstumshemmung Tablette/OTC
Scalibor® Deltamethrin1 adulte Flöhe, Zecken, Sandfliegen, Stechmücken

repellierend

 Halsband/OTC
Bravecto® Fluralaner* Flöhe, Zecken, Milben Tablette/TA

Spot-on/TA

*** tötet innerhalb von 4 Std. mehr als 99% der Flöhe m Tier, Wirkung hält aber nur  1-2 Tage an.
** Achtung MDR-1 Defekt  best. Rassen!
*systemische Wirkung!

OTC = over the counter =frei verkäuflich
TA = nur beim Tierarzt, rezeptpflichtig

1Synthetische Pyrethroide: keine systemische Wirkung, insektizid und repellierend, wirken als Kontaktgifte auf Ektoparasiten. Geringere Toxizität für Säuger als Organophosphate und Carbamate. Die repellierende Wirkung kommt durch Reizung taktiler Elemente in den Füßen der Insekten, Milben und Zecken zustande, sie ziehen draufhin die Füße zurück. Wirkung der Pyrethroide 2 Wochen bis 5 Monate, je nach Aufbereitung.

2Imidacloprid ist ebenfalls ein Kontaktgift ohne systemische Wirkung, es hat grundsätzlich auch larvizide Wirkung. Die ist nicht bei allen Produkten angegeben und dürfte auch dosisabhängig sein. Da die Larven nicht am Tier leben, ist es grundsätzlich schwierig sie im Untergrund/Lager über ein Halsband/Spot-on zu erreichen.

3Haut, Haare, Schuppen vom behandelten Tier und Flohkot von mit Stronghold behandelten Tieren töten nach Herstellerangabe Floheier und -larven ab, die zuvor nicht mit Selamectin in Berührung gekommen waren, und können so zu einer Kontrolle der Flohpopulation beitragen.

4Friponil tötet Zecken nicht vor dem Biss! Eine evtl. Erregerübertragung kann also nicht  ausgeschlossen werden.

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