Parenterale Ernährung

Von Flüssigkeitsersatz bis zu vollständiger parenteraler Ernährung

Die parenterale Versorgung mit Wasser und lebenswichtigen Nähr-und Wirkstoffen bietet verschiedene Möglichkeiten die Versorgung aufrechtzuerhalten, wenn eine orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme unerwünscht, unmöglich oder unzureichend ist. Die Gründe können vielfältiger Natur sein. Einen guten Ernährungszustand, eine gute Versorgungslage aufrechterhalten trotz Krankheit, Verluste ausgleichen, Mehrbedarf gezielt decken – die Anzeigen sind vielfältig.

Volumenersatz bei Dehydratation (= Austrocknung/Exsikkose)

Bei der Dehydratation dreht sich alles um Wasser- und Salz (NaCl). Dehydratation ist definiert als ein Mangel an extrazellulärer Flüssigkeit – wozu auch das Blut gehört. Zur Dehydratation kommt es durch Wasser- und/oder Natrium- und Chloridverluste. Dehydratation ist aber nicht gleich Dehydratation!

Hypertone Dehydratation

Ausschließlicher oder überwiegender Verlust von Wasser führt zur hypertonen Dehydratation (Natriumkonzentration des Blutes erhöht). Die hypertone Dehydratation kommt vor nach starkem Schwitzen ohne ausreichenden Flüssigkeitsersatz, bei Fieber. Schweiß ist salzarm. Die Aufnahme von Meerwasser hat ebenfalls eine hypertone Dehydratation zur Folge. Im Blut und den anderen extrazellulären Körperfüssigkeiten ist die Salzkonzentration im Wassermangel erhöht.

Hypotone Dehydratation

Überwiegender Verlust von Natrium und Chlorid führt zur hypotonen Dehydratation. Dazu kommt es bei starkem Schwitzen und Flüssigkeitsersatz durch salzarme (hypotone) Flüssigkeit. Die Natriumkonzentration im Blut und den anderen extrazellulären Flüssigkeiten ist bei der hypotonen Dehydratation erniedrigt.

Isotone Dehydratation

Dann gibt es auch noch die isotone Dehydratation, bei der sich das Verhältnis Wasser zu Natrium in den Körperflüssigkeit im Wassermangel nicht ändert, wenn also  Wasser- und Salzverlust im normalen (isotonen) Verhältnis zueinander erfolgen. Das ist. z.B. nach Erbechen und Durchfall der Fall.

Welche Maßnahmen sinnvoll ergriffen werden, hängt immer von der Art der Dehydratation ab. Bei  iso- und hypotoner Dehydratation reicht eine isotone Lösung (isotone 0,9%ige Kochsalzlösung oder Ringerlösung) zum Ersatz der Verluste, im Fall einer hypertonen Dehydratation wird man eine hypotone Lösung (z.B.5%-Glucoselösung) zum Ausgleich einsetzen. Isotone Kochsalzlösung kann ohne weiteres auch subkutan verabreicht werden!

Bei Wasser- und Elektrolytverlusten greift man auf eine Vollelektrolytlösung (VEL) zurück. Das ist eine Lösung, die im Gegensatz zur isotonen Kochsalzlösung zusätzliche Elektrolyte, also Kationen (Kalium, Calcium, Magnesium) und Anionen (Acetat, Laktat) in einer dem Blutserum ähnlichen Zusammensetzung enthält: z. B. Ringer-Laktat, Sterofundin, Tutofusin, Eufusol und Jonosteril. Die Produkte unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, müssen also ganz gezielt ausgewählt werden. Bei Stoffwechselentgleisungen (Alkalose/Azidose) werden spezielle Pufferlösungen eingesetzt.

Gegen Unterzuckerung: 5%ige Glucoselösung

Möchte man den Elektrolythaushalt (Natrium und Kalium) regulieren und eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) vermeiden, greift man zurück auf 5%ige Glucoselösung. Damit kann allerdings – trotz Glucose – kein wesentlicher Beitrag zur Energiebedarfsdeckung geleistet werden.

Eine Deckung des Energiebedarfs und eine ausreichende Versorgung mit Nähr- und Wirkstoffen ist nur möglich mit einer weitergehenden parenteralen Ernährung.

Parenterale Ernährung

Die parenterale Ernährung kann partiell oder vollständig, d.h. mit einigen oder allen notwendigen Nährstoffen erfolgen. Für den Veterinärbedarf werden 20- und 40%ige Glucoselösung angeboten, Alles andere (Lösungen mit emulgierten Fetten und Aminsosäuren) werden aus dem Humanbereich genommen.

Bei der vollständigen parenteralen Ernährung werden bedarfsdeckend  Aminosäuren, Kohlenhydraten, emulgierte Triglyceriden und Mineralien zugeführt. Vitamine und Spurenelemente werden erst nach einigen Tagen ergänzt. Das klingt verlockend einfach, es besteht aber die Gefahr von Komplikationen, die von technischen Problemen über Infektionen bis zu Stoffwechselentgleisungen gehen können.  Man wird eine parenterale Ernährung niemals „einfach so“ als schnelle Problemlösung einsetzen!

Zu beachten ist, dass sich bei Mensch, Hund und Pferd alle 3 Nährstoffe als Energielieferanten ersetzen können, aber nur Aminsäuren Baustoffe liefern. Die Katze ist auch zur Energiebedarfsdeckung auf Aminosäuren angewiesen, weder Fett noch Kohlenhydrate können das Eiweiß als Energielieferant ersetzen! Das ist ein grundsätzlicher Unterschied im Stoffwechsel: Den Energiebedarf von Hund und Pferd kann man allein mit Glucose und Triglyzeriden decken, den der Katze nicht.

Grundsätzlich beeinflussen (erhöhen) Hungerzustände, Operationen,Traumata, Entzündungen, Tumore, Verbrennungen, Kopfverletzungen den (Ruhe-)Energiebedarf, verdoppeln ihn unter Umständen sogar. Nach einer derartigen Belastung des Organismus werden neurohormonelle Mechanismen zur Anpassung des Organismus an die veränderten Umstände aktiviert. Der Blutspiegel der Katecholamine, von ACTH, TSH, Glucagon und ADH steigt. Es kommt zu einer Glykogenolyse, Lipolyse und Freisetzung von Aminosäuren. Die Stoffwechselrate steigt, während die Glukoseverwertung unverändert bleibt. Kurz gesagt gleicht die Stoffwechsellage der eines Diabetikers. Aufgrund der hormonellen Anpassungsvorgänge kommt es zu Änderungen im Energie- und Nährstoffbedarf, die idealerweise bei der parenteralen Ernährung (neben dem speziellen Bedarf  der betroffenen Tierart an essentiellen Nährstoffen) berücksichtigt werden.

Hier einige interessante Links zur parenteralen Ernährung bei Hund, Katze und Pferd, was möglich und wann es sinnvoll ist und was zu beachten ist: Hund (1) Hund (2) Pferd allgemein und Bedarfsberechnungen  Katze