Dünndarmparasiten

Giardiasis – nicht nur eine Hunde- und Katzenkrankheit

Die Giardiasis ist ein entzündliche Erkrankung des Darmtraktes, ausgelöst von parasitären Einzellern (Protozoen) – und zwar den Giardien und zwar ganz exakt Giardia lamblia. Die Giardiasis zählt zu den Zoonosen, also zu den Krankheiten, die von Mensch auf Tier und umgekehrt übertragen werden können.

Die Giardien (man findet auch die Bezeichnung Lambien) sind Dünndarmparasiten, die sich an die Schleimhaut anheften und die obere Zellschicht schädigen. Nur in seltensten Fällen bei schweren Schäden der Darmschleimhaut und starker Immunschwäche dringen sie in die Schleimhaut ein. Die Infektion bleibt also in aller Regel auf den Darm beschränkt. Durch die Veränderungen an der Darmoberfläche sind Verdauungsprozesse und Nährstoffaufnahme aus dem Darm gestört, was zu Unterversorgung und Durchfällen führt.

Die Giardiasis ist eine sog. Faktorenkrankheit. Darunter versteht man Erkrankungen, für deren Auftreten mehrere begünstigende Begleitumstände zusammenkommen müssen. Die krankmachende Kraft des Erregers (Pathogenität), der überall vorkommt, reicht alleine nicht aus. Es müssen andere Faktoren (Schwäche des Immunsystems, schlechte Haltungsbedingungen, ungünstige Ernährung etc.) dazu kommen, damit es zu einer Erkrankung kommt.

Befallen werden neben Hunden und Katzen auch kleine Nager (Kaninchen, Meerschweinchen, Frettchen), Wiederkäuer und Vögel und auch der Mensch. Man unterscheidet verschiedene Giardien-Stämme mit unterschiedlicher Pathogenität.

Symptome der Giardiasis

Erkrankte Hunde und Katzen zeigen immer wieder auftretende Durchfälle, Fettkot, Appetitlosigkeit, Malabsorption und Abmagerung bzw. verringerte Gewichtszunahme. Der Kot ist meist weich und ungeformt, gelblich und riecht faulig/ranzig. Gelegentlich kann er auch schleimig oder wässrig sein, als Zeichen der Malabsorption mit Gasblasen durchsetzt sein (bedingt durch Gärungen) oder auch geringe Blutbeimengungen zeigen.

Infektionen können aber auch ohne klinische Symptome (stumm) verlaufen.

Übertragung

Einige ausgewachsene Erreger wandern den Darm entlang und verwandeln sich in Zysten. Zysten sind sog. inaktive Dauerstadien. Werden sie mit dem Kot ausgeschieden, können sie in der Außenwelt in feuchtem Milieu und bei Kälte bis zu 3 Monaten „überleben“ und darauf warten, über das Wasser oder verunreinigte Nahrungsmittel von potentiellen Wirten aufgenommen zu werden und diese zu infizieren. Aus der Zyste wird der Erreger im Darm wieder freigesetzt.

Es kommt bei den Tieren immer wieder zu Reinfektionen über die Ausscheidungen mit erneuter Verstärkung der Symptomatik, was jede Behandlung erschwert. Phasen starken und schwachen Befalls wechseln.

Infos zur Labordiagnostik von Laboklin

Giardiasis in der Homöopathie

Giardiasis oder Giardien gibt es im Synthesis nicht. Sucht man passende Durchfallrubriken im Repertorium, stolpert man über den Begriff Dysenterie – wie Ruhr eine veraltete Bezeichnung für enzündliche Erkrankungen des Darms. Auch die parasitären Durchfallerkrankungen fallen darunter – egal ob durch Parasiten, Bakterien oder Viren ausgelöst. Sämtliche passende Dysenterie-Rubriken können also für die Mittelwahl herangezogen werden!

Gärungsprozesse führen zu Blähungen/Aufgasungen, hier könnte man unter Flatulenz oder Auftreibung tympanitisch fündig werden. Zur Beschaffenheit des Stuhls gibt es reichlich Rubriken.

Die Verschlechterungen durch bestimmte Nahrungsmittel findet man in den Unterrubriken von Allgemeines – Speisen und Getränke.

Im miasmatischen Repertorium von Gienow gibt es unter Parasiten eine Unterrubrik Giardien; Lamblien mit folgenden Mitteln, die sich bei Giardiasis klinisch bewährt haben: ars., chin., cina, nat-p.

Alle 4 Mittel haben Durchfall und schleimigen Stuhl im Arzneibild.

Cina: Darmreizung durch Parasiten mit Durchfall, Abmagerung und Übelkeit

China: Verdauungsstörungen; Nahrung bleibt unverdaut; Appetitlosigkeit; Gärungsprozesse, Schwäche; Entkräftung; Dysenterie periodisch, in langen Abständen; chronische Darmentzündung, Durchfall bei Würmern

Nat-p: Kolik bei Parasiten, Blähsucht, grünlicher Stuhl, gelbliche Absonderungen, unfreiwilliger Stuhl

Ars: Durchfall, blutiger Stuhl, Fettstuhl, Gärungsprozesse, chronische Darmentzündung

Ernährung und Giardien

Wie sich der Befall auf die Versorgungslage auswirkt

Giardien schädigen die Dünndarmschleimhaut, die Verdauungsenzyme zur Spaltung der Nährstoffe produziert und die Spaltprodukte dann aufnimmt. Beide Vorgänge werden durch den Giardienbefall beeinträchtigt. Die Dünndarmschleimhaut produziert nicht mehr genügend Lactase (für die Milchzuckerspaltung) und nicht genügend Enzyme für die Aufspaltung von Maltose (ein Abbauprodukt der Stärke). Die Verdauung von Eiweiß und Fett wird nicht beeinträchtigt, da die zuständigen Enzyme nicht von der Darmschleimhaut gebildet werden. Ihre Aufnahme in die Darmschleimhaut ist aber gestört. Alles was nicht verdaut/resorbiert wird, wird von Darmbakterien unter Fäulnis- und Gärungsprozessen verwertet – was in größerem Umfang immer Durchfälle auslöst.

Durch den Enzymmangel kann es zu entsprechenden Unverträglichkeiten von Milch und Milchprodukten und Stärke kommen. Durch Transportstörungen kann es auch zu Unverträglichkeiten anderer Nahrungs-/Futtermittel kommen.

Durch die Malabsorption ist die Nährstoffversorgung unzureichend!

Wie sich die Ernährung des Wirtes auf den Parasiten auswirkt

Grundsätzlich gilt, dass der Parasit vom Wirt abhängig ist. Verhungert der Wirt, so verhungert auch der Parasit. Die Frage ist nun, ob man durch selektive Ernährungsmaßnahmen das Wohlergehen des Parasiten beeinflussen kann. Dazu muss man zunächst einmal die Frage beantworten, was braucht der Parasit denn tatsächlich von seinem Wirt zum Überleben? Was kann er aus welchen Bausteinen selbst aufbauen, was sind seine Energielieferanten, was seine Baustoffquellen?

Ich habe bei meinen Recherchen eine Veröffentlichung gefunden, die kaum eine Frage zum Stoffwechsel der Giardien offen läßt….

Giardien können ihren Energiebedarf offensichtlich aus Glucose oder Aminosäuren decken. Im Nährmedium, das normalerweise eine recht hohe Glucose-Konzentration hat, kann man die Vermehrungsrate der Giardien mit einer Senkung der Glucosekonzentration vermindern. Stoppen kann man die Vermehrung durch Glucose-Entzug aber nicht. Die für den Membranaufbau nötigen Phospholide und Cholesterol müssen die Giardien aus dem Nährmedium (also auch aus dem Darminhalt) aufnehmen, da sie sie nicht selbst produzieren können.

Im Labor werden die Giardien in Nährlösungen gezüchtet, die mit der Zusammensetzung des Nahrungsbreies im Dünndarm nicht vergleichbar sind. Ob man aus den Ergebnissen nun ableiten kann, dass ein Stärke-/Glucoseverzicht der Vermehrung Einhalt gebietet? Welche Glucosekonzentration im Nährmedium entspricht welcher Zusammensetzung des Nahrungsbreies und mit wieviel Stärke in der Nahrung wird diese Konzentration erreicht? Die Glucose im Nahrungsbrei stammt in der Tierfütterung aus der Stärke. Die wird bis zum Erreichen des Dünndarms bis zur Maltose (2-fach Zucker aus 2 Molekülen Glucose) abgebaut. Der weitere Abbau erfolgt durch die Maltase der Dünndarmschleimhaut, die durch die Schädigung durch die Giardien dieses Enzym nicht mehr ausreichend produzieren kann. Also wird die Stärke sowieso in unterschiedlichem Umfang nicht mehr bis zur Glucose abgebaut.

Vorrangig ist die annähernd ausreichende Deckung des Energiebedarfs des Wirtes. Wenn dies mit Fett und Eiweiß realisierbar ist, ohne dass die Verdauung noch mehr entgleist, ist der Verzicht auf pflanzliche Kohlenhydrate durchaus möglich – schießlich sind sie kein natürlicher Nahrungsbestandteildes Fleischfressers. Letztlich hängt alles davon, was trotz Giardienbefall noch verträglich ist.