Heilbar oder unheilbar – krank oder gesund?
Eigentlich scheint es klar zu sein, was Krankheit ist und was Gesundheit. Ist man krank, so ist man nicht gesund und ist man gesund, so ist man nicht krank. Ist das aber wirklich so?
Auch die Begriffe heilbar und unheilbar werden ganz selbstverständlich gebraucht um den Gefährlichkeitsgrad einer Krankheit einzustufen. Was bedeuten die Begriffe aber tatsächlich? Beginnen wir mit ein paar Definitionen aus Wikipedia:
Heil drückt Begnadung, Erfolg, Ganzheit, Gesundheit und in religiöser Bedeutung insbesondere Erlösung aus.
In der Medizin wird Heilung als Wiederherstellung der Gesundheit unter Erreichen des Ausgangszustandes definiert. Bleibt ein organischer oder funktioneller Restschaden bestehen, spricht man von Defektheilung.
Gesundheit des Menschen ist laut Weltgesundheitsorganisation „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und NICHT nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
Nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche ist „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“
Nach dem Soziologen Talcott Parsons ist „Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben für die es sozialisiert (Sozialisation = Einordnungsprozess in die Gesellschaft, Normen- und Werteübernahme) worden ist.“
Und schließlich noch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie 1996: „Gesundheit wird als mehrdimensionales Phänomen verstanden und reicht über den Zustand der Abwesenheit von Krankheit hinaus.“
Krankheit und Gesundheit
Krankheit wird oft als Gegenpol zu Gesundheit definiert. Die oben aufgeführten Definitionen zeigen aber, dass es ganz so einfach anscheinend doch nicht ist. Gesundheit ist eben nicht nur die Abwesenheit von Krankheit sondern auch ein idealer Zustand optimalen Wohlbefindens und Krankheit ist nicht die einzige mögliche Ursache für mangelhafte Gesundheit.
Man spricht von Befindlichkeitsstörung, von Einschränkungen des leiblichen oder seelischen Wohlbefindens wenn kein objektivierbarer medizinischer Krankheitswert festzustellen ist. Andererseits können als krankhaft definierbare Zustände auch ohne subjektiven Leidensdruck vorliegen. Krankheit als körperlicher Defekt schließt also vollständiges Wohlergehen nicht aus, das Fehlen von Krankheit ist keine unabdingbare Voraussetzung für Wohlbefinden.
In der Schulmedizin wird auch der Begriff klinische Gesundheit gebraucht. Er bezeichnet Zustände, in denen keinen Abweichungen vom gesunden Zustand feststellbar sind, obwohl z.B. eine Infektion stattgefunden hat und Erreger persistieren. Für den Homöopathen ist das ein latentes Miasma.
Heilung
Man spricht zwar oft von Krankheit, die geheilt werden kann oder eben nicht, von heilbarer und unheilbarer Krankheit, das ist aber nicht wirklich korrekt. Geheilt werden (= gesund werden) kann nur das kranke Individuum und niemals die Krankheit. Bedeutet aber Gesundheit vollständiges Wohlbefinden und kann dieses auch mit einer Krankheit vorliegen, so bedeutet Heilung für das Individuum nicht nur das Verschwinden der Gebrechen. Unter Umständen kommt es sogar erst durch die Krankheit zur Heilung (=Ganzheit). Sieht man Krankheit als ins Körperliche gesunkenes ungelebtes Muster, verwundert das nicht.
Viel interessanter als die Frage der Überwindung einer speziellen Krankheit ist die Frage, ob das Individuum heilbar ist, ob das im Körperlichen materialisierte Muster auf- oder erlösbar ist. Dieses Ziel läßt sich auch erreichen, wenn die körperlichen Veränderungen irreversible sind und keine Rückkehr zum Ausgangszustand mehr erreicht werden kann. Das erklärt, warum ein Individuum mit Krankheit in einem Zustand des Wohlbefindens sein kann. Und das erklärt auch, warum die „erfolgreiche“ Bekämpfung einer Krankheit nicht mit Heilung gleichzusetzen ist.
Es gibt grundsätzlich keine Krankheit, die nicht schon überlebt/überwunden wurde. Aber es gibt viele Menschen und Tiere, die keinen anderen Weg als die Krankheit gefunden haben, um heil (=ganz) zu werden.
Homöopathie und Heilung
Die Homöopathie bietet eine Möglichkeit, das Muster hinter der Krankheit über die Symptome zu erfassen und aufzulösen…vorausgesetzt der Patient will geheilt werden und der Therapeut geht über die reine Symptomenbekämpfung hinaus. Im Idealfall heilt die Homöopathie den Patienten, was nicht gleichbedeutend damit ist, dass er in einen unversehrten körperlichen Zustand kommt, was aber eben auch bedeuten kann, dass eine „unheilbare“ Krankheit überwunden wird.