Homaccorde und Komplexmittel

Potenziert aber nicht homöopathisch!

Für alle, die lebensmittelliefernde Tiere behandeln, ist die Registrierung eines Homöopathikums für die Anwendung am Tier ein wichtiges Thema. Auf der Suche nach entsprechenden Homöopathika stolpert man unweigerlich über Homaccorde und Komplexmittel bzw. Kombipräparate aus beidem.

Komplexmittel sind ungeprüfte Mischungen verschiedener (bestenfalls) geprüfter homöopathischer Einzelmittel. Ein Homaccord ist eine Mischung verschiedener Potenzen eines Einzelmittels – Niedrigpotenzen,  mittelhohe und höhere D-Potenzen bis D200 werden gemischt.  Homaccord-Komplexmittel (Composita) enthalten Homaccorde mehrerer Substanzen und je nach Mittel auch potenziertes Schweinegewebe (Organpräparate) und Coenzyme.

Biologische Tiermedizin von Heel

„Heel Veterinärarzneimittel setzen sich aus mehreren niedrig dosierten Wirkstoffen zusammen (multi-component) und entfalten ihre Wirkung an zahlreichen Stellen des Körpers (multi-target). So lassen sich auch komplexe Prozesse nebenwirkungsarm, wirksam und entsprechend den natürlichen Prozessen im Körper behandeln. Das verstehen wir unter “Animal health designed by nature”.“  Zitat Ende

Hört sich natürlich spektakulär an….multi-component….multi-target…..Die  bekanntesten Komplexmittel der Fa. Heel sind wohl Traumeel® und Zeel®.

Es gibt Tabletten und Injektionslösungen in Ampullen. Hier das willkürlich gewähltes Beispiel eines der Heel®-Mittel:


Wie leicht ersichtlich ist, hat das Konzept mit Homöopathie (= Heilen mit Ähnlichem) überhaupt nichts zutun. Bei dem beispielhaft genannten Arzneimittel kommen – wenn ich mich nicht verzählt habe –  20 potenzierte Substanzen zusammen. Auf welchem Konzept die Wirkung beruhen soll, wird nicht klar. Biologisch klingt gut, sagt aber nichts aus. Und auf Englisch wird es auch nicht  klarer.  Jedenfalls werden die Produkte als biolgische Heilmittel und zwar als Terrainmittel oder Composita beworben. Sie  sind als homöopathische Arzneien für den Einsatz bei Tieren (auch lebensmittelliefernd) registriert. Einige der Komplexmittel (z.B. Zeel) enhalten potenziertes Schweinegewebe. Hier spielt die Isopathie mit hinein. Die Idee dahinter: Anregung der Regeneration des erkrankten Gewebes des Patienten durch das entsprechende, potenzierte Schweineorgan.

Bei den Homaccorden  werden verschiedene Potenzen verschiedener Einzelsubstanzen gemischt. Auch hier gibt es Produkte mit Suis-Anteilen, die jeweils den Organbezug zum Ausdruck bringen.

Hier wieder ein beliebiges Beispiel – ohne Schwein:


Homaccorde spielen in der Homotoxikologie eine Rolle. Homotoxikologie ist eine Alternativmedizin, die auf Reckeweg zurückgeht und sich zwar u. a. auch auf die Homöopathie beruft, tatsächlich aber auf ganz anderen Grundprinzipien beruht. In der Homotoxikologie dreht sich alles um Entgiftung, Entschlackung und Drainage, weil alles Kranksein eben auf Verschlackung und Toxinablagerung zurückgeführt wird und zwar nach Reckeweg auf den Verzehr von Schweinefleisch.  Ob das dann auch für den Pflanzenfresser relevant sein kann? Mit den Composita-Produkten von Heel (Homaccorde mit und ohne potenzierten Schweine-Bestandteilen) soll jedenfalls eine Entgiftung und Regeneration bewerkstelligt werden.

Hier geht es zu den Tierarzneien von Heel und zu einer Übersicht der in der Homotoxikologie eingesetzten Präparategruppen. Nicht alle Mittel/Zubereitungen  dürfen allen lebensmittelliefernden Tierarten verabreicht werden!

Die Heel-Produkte sind registrierte Tierarzneien (keine zugelassen Arzneien), daher dürfen keine Indikationen benannt werden. Manche Produktnamen lassen allerdings Rückschlüsse zu auf die gedachten Anwendungsgebiete.

Reckeweg – ReVet®-Serie für alle Tierarten

Der „homöopathische Weg“ der Fa. Reckeweg besteht im Angebot von Komplexmitteln aus 3-6 niedrigen C-Potenzen bis C9, die es jeweils als Lösung zur s.c. Injektion in Einstichflaschen und als Globuli gibt. Die Mittel sind durchnummeriert und weder der Name  noch die Gebrauchsinformation gibt einen Hinweis auf das mögliche Einsatzgebiet, das – da es sich um registrierte Tierarzneien handelt – nicht genannt werden darf.

Für THP und THP-Anwärter gibt es viele Informationsveranstaltungen zum Einsatz der Mittel.

Hier geht es zurÜbersicht über die ReVet-Produkte:  https://www.reckeweg.de/unser-sortiment/revet-serie-fuer-alle-tierarten

WeraVet® – Homöopathie-Konzept vom Tierarzt entwickelt

von Biokanol Pharma gibt es eine Reihe von 22 Präparaten, zum Teil Einzelmittel in C30, zum Teil Komplexmittel mit maximal 3 Einzelmitteln in C30  oder C6-C12.

Da es sich um zugelassenen Tierarzneien handelt, werden die Anwendungsgebiete benannt.

Alle Weravet-Produkte stehen als Injektionslösungen zur s.c. Injektion (abgefüllt in Ampullen à 4ml) und als Tropfen verfügbar. Die Arzneien sind für die im Beipack bzw. auf der Verpackung genannten Tierarten zugelassen und zwar in der Regel für Pferd, Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Hund, Katze.

Caulophyllum, Sulfur, Rhus toxicodendron, Calcium carbonicum, Nux vomica, Hepar sulfuris, Arnika und Ipecacuanha gibt es als Einzelmittel in C30. Es sind die einzigen homöopathischen Einzelmittel, die für lebensmittelliefernde Tiere registriert/zugelassen sind.

Homöopathisch therapieren nach dem Ähnlichkeitsprinzip kann man nur mit den letztgenannten Einzelmitteln. 

Hier geht es zur Übersicht über die WeraVet-Produkte.

Fazit: Die Möglichkeiten des Tierheilpraktikers, lebensmittelliefernde Tiere (legal) homöopathisch nach dem Ähnlichkeitsprinzip zu therapieren sind äußerst begrenzt.
Unter der Überschrift „homöopathische Arzneien“ gibt es eine Vielzahl von Produkten, die sich beim besten Willen nicht entsprechend den Grundprinzipien der Homöopathie einsetzen lassen. Setzt man sie ein, verläßt man jedenfalls die Therapierichtung Homöopathie. Ob man die angestrebte Heilung, Regeneration, Entgiftung, Immunmodulation damit erreicht oder eine unterdrückende Arzneikrankheit auf den Plan ruft oder über den Placebo-Effekt sein Ziel erreicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Das homöopathische Simile entgiftet, regeneriert und stimuliert das Immunsystem – nur sind dem EInsatz beim lebensmittelliefernden Tier leider sehr starre Grenzen gesetzt.