Die Mariendistel in Phytotherapie und Homöopathie

Leberschutztherapie mit der Mariendistel

Die Leber ist ein zentrales Organ im Stoffwechsel. Sie gehört als Anhangsorgan zum Verdaungstrakt. Alles, was in die Blutbahn gelangt – egal ob nach der oralen Aufnahme via Pfortader vom Darm  aus oder durch intravenöse Gabe oder durch Aufnahme über Lunge oder Haut – passiert die Leber und wird dort umgesetzt und gegebenenfalls entgiftet. Alle aufgenommenen Nährstoffe werden in der Leber weiter verarbeitet. Jede Schädigung der Leberzelle durch Toxine reduziert die Leberleistung und wirkt sich den umfangreichen Leistungen der Leber entsprechend vielfältig aus. Glücklicherweise hat die Leber aber ein großes Regenerationsvermögen und kann sich nach Schädigungen ein Stück weit erholen. So können Zellverluste durch eine Steigerung der Zellteilungsrate um 60-100% ausgeglichen werden. Zu beachten ist, dass Leberschäden u.U. lange unentdeckt bleiben, ein Leberschaden also bereits vorliegen kann, ohne dass er sich durch deutliche Symptome zeigt. So verändern sich einzelne Laborwerte erst sehr spät, z.B. zeigt sich eine Hypalbuminämie erst bei einem Zelluntergang von 70-80%.

Silymarin zur unterstützenden Behandlung bei Lebererkrankungen, Leberzirrhose und toxischen Leberschäden und als Leberschutz

Als Leberschutztherapie bei Lebererkrankungen oder bei Intoxikationen werden häufig Aminosäuren-, Glucose-, Vitamin B-Infusionen eingesetzt. Der Sinn und die Wirksamkeit solcher Infusionen ist allerdings sehr umstritten.

Einen nachgewiesenen Leberschutzeffekt gegenüber Toxinen besitzt Silymarin, der Wirkstoff der Mariendistel (Sylibum marianum) bzw. exakter der Frucht der Mariendistel. Sylimarin als Extrakt der Mariendistelfrucht ist als Arznei zugelassen und in Form von Dragées und als Liquidum im Handel. Es gehört zu den zu den am besten untersuchten und charakterisierten Pflanzenwirkstoffen. Silymarin ist ein Gemisch aus Silibinin, Silydianin, Silychristin und weiteren Flavonol-Derivaten, wobei Silibinin die biologisch aktivste Form und damit die Leitsubstanz ist. Unerwünschten Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Die Inhaltsstoffe der Mariendistelfrucht stabilisieren die Membran der Leberzelle und erschweren damit das Eindringen schädlicher Substanzen. Außerdem regen die Inhaltsstoffe die Neubildung von Leberzellen an.

Die Mariendistel bzw. Silymarin bietet sich z.B. als Begleitmaßnahme zu Wurmkuren, Parasitenbehandlungen und anderen Medikationen zur Vorbeugung von Schädigungen an, insbesondere aber natürlich auch zur Unterstützung der Regeneration, wenn die Leber schon vorgeschädigt ist.

Die Mariendistel in der Homöopathie – hier Carduus marianus (card-m.) genannt

Wie sieht es mit der homöopathischen Aufbereitungen der Mariendistelfrucht aus? Auch in den Arzneiprüfungen spiegelt sich der starke Organbezug zur Leber. Card-m. deckt Symptome ab, die ursächlich auf eine Leberstörung zurückgehen.

Hier die Schlüsselsymptome nach Samuel:

Pfortaderstauung. Alkoholismus. Varizen. Aszites. Leberzirrhose. Empfindlichkeit des linken Leberlappens. Gallensteine. Asthma bei Minenarbeitern. Hüftschmerz. Appetitlosigkeit. Bitterer Geschmack. Gestörter Zuckerstoffwechsel. Erbrechen saurer, grüner Flüssigkeit. Influenza, Lungenerkrankungen zusammen mit Leberproblemen. Ikterus. Stiche in Leber und Milz. Verstopfung abwechselnd mit Durchfall. Blutende Hämorrhoiden.
Schmerz der unteren Rippen, Agg.: Husten, Atmung, Bewegung. Brustschmerz strahlt aus zu Schultern, Rücken, Abdomen, mit Harndrang. Schmerz vom rechten Schulterblattwinkel zur rechten Brust. Hüftschmerz strahlt aus zum Gesäß, Schenkeln, Agg.: Bücken. Variköse Ulzera. Blutungen und Aszites bei Leberkrankheiten.
Abneigung: Salz; Fleisch. Agg.: Bier; Druck; rechts liegen. Amel.: Druck, Zusammenkrümmen (bei Gallenkolik).

Die Mariendistel gehört übrigens zur Familie der Korbblüter, für die nach Sankaran die Empfindung der Verletzung/Kränkung mit Furcht vor Berührung und Furcht vor Annäherung und Verletzung kennzeichnend ist.

Leberschutz mit card-m.

Die Domäne der Homöopathie ist die Behandlung bereits vorliegender Symptome. Den Lebersschutz im Sinne einer vorbeugenden Maßnahme bzw. zur Leberunterstützung bevor Symptome auftreten, habe ich für card-m. nirgendwo belegt gefunden, ist aber denkbar insbesondere mit den niedrigen Potenzen.

Mariendistelfrucht, Mariendistelextrakt oder card-m.?

Je nachdem ob phytotherapeutisch oder homöopathisch behandelt werden soll, sind die Richtlinien der jeweilige Therapiemethode zu beachten. Die Wahl der Darreichungsform und Therapiemethode hängt auch davon ab, bei welcher Tierart die Leber unterstützt werden soll.

Die Mariendistelfrucht als Droge ist nur von Pferden (bzw. Pflanzenfressern) verwertbar. Sie ist im Kräuterhandel erhältlich. Nachteil ist die nicht standardisierte Zusammensetzung. Wieviel Silymarin tatsächlich enthalten/aufgenommen wird, weiß man nicht.

Die flüssigen Extrakte wie auch die homöopathischen Dilutionen enthalten Alkohol und sind bei Kleinsttieren und Katzen zu meiden. Die Dragees können dem Hund über das Fressen gut verabreicht werden, bei der Katze wird das auf Widerstand stoßen.

Die homöopathischen Globuli in Wasser aufgelöst sind auch für Kleinsttiere und Katzen geeignet. Zur Prophylaxe sind allenfalls die ganz niedrigen Potenzen geeignet.

Die homöopathischen Behandlung mit card-m. ist in allen Potenzen bei allen Tierarten möglich.