Onlinekurs Materia Medica 2: Vielfalt der Symptome
In diesem Kurs geht es um die Symptome. Um ihre Klassifzierung und die Bedeutung der einzelnen Aspekte eines Mittels für die heilende Arzneiwahl, um die verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten der Symptome/Krankheiten und um die Tücken und einige Tricks bei der Wahrnehmung/Erfassung der Symptome beim Tier, das wir – wann immer möglich – in seiner Umgebung und im Zusammenhang mit seinem Besitzer sehen sollten.
Skript 50 Seiten, 31 Kontrollfragen, Aufgaben
Kursdauer 2 Wochen, anzurechnende Stunden 16
Inhaltsverzeichnis des Skriptes
1. Die Klassifizierung der Symptome
1.1 Organotropie und Organopathie
1.2 Bewährte Indikationen
1.3 Causae
1.4 Schlüsselsymptome/charakteristische Symptome
1.5 Konstitution
1.6 Persönlichkeit
1.7 Essenz
1.8 Miasma
1.9 Geistes- und Gemütssymptome: Illusion, Wahnidee, Träume
2. Verschiedene Betrachtungsweisen von Symptomen und Krankheit
3. Hilfestellungen zur Symptomenerfassung beim Tier
Aus dem Inhalt
Der Begriff „bewährte Indikation“ wurde von Dorcsi (Prof. Dr. med, Wien, 1923-2001) geprägt. Er hat einen starken Bezug zur Klinik (zum erfolgreichen Einsatz der Mittel in der Praxis) und damit auch zu den klinischen Symptomen und zur Pathologie: Bei bestimmten Indikationen d.h. bestimmten Symptomenkomplexen bei bestimmten klinischen Erkrankungen haben sich gewisse Mittel immer wieder bewährt. Z.B. Arnika bei Blutergüssen, Schmerzhaftigkeit und Berührungsempfindlichkeit infolge von Prellungen und Quetschungen.
Entspricht eine klinische Erkrankung in ihrem typischen Verlauf einer bestimmten Arznei (bei vielen Infektionskrankheiten ist das der Fall – z.B. Masern, Staupe – Pulsatilla), oder steht eine spezielle Ätiologie im Vordergrund (insbesondere bei traumatischen Fällen), kann die Arznei erfolgreich nach den sog. bewährten Indikationen eingesetzt werden. So werden Erste-Hilfe-Mittel fast ausschließlich nach bewährten Indikationen eingesetzt.
Dieses Vorgehen bietet sich aber wirklich nur bei Erkrankungen und Unfällen mit stereotypem Verlauf an: immer dann, wenn der Patient die für dieses Krankheitsgeschehen typischen Symptome zeigt ohne individuelle Einfärbung.
Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz nach klinischen Indikationen ist eine tragfähige Diagnose.
Die individuelle Reaktion der Lebenskraft des Patienten fließt bei der Auswahl der Arznei nach bewährten Indikationen nicht mit in die Mittelwahl ein.
Liegt beim Patienten eine chronische Belastung/individuelle Veranlagung vor, reagiert der Organismus meist nicht mehr stereotyp. Möglicherweise fehlt das Fieber, der Ausschlag ist kaum ausgeprägt oder die Reaktion ist viel zu heftig in Relation zum Auslöser. Das nach bewährten Indikationen ausgewählte Mittel wird – wenn überhaupt – wie das Organmittel nur einen vorübergehenden oder oberflächlichen „Erfolg“ aufweisen können, also allenfalls palliativ = erleichternd wirken.
Schauen wir uns ein Beispiel zu Organopathie/klinischen/bewährten Indikationen aus dem Veterinärbereich an. Und zwar unter erschwerten Bedingungen: die Analbeutelerkrankungen. Wir haben ein Organ, das es beim Menschen nicht gibt, den Analbeutel. In der MM finden wir dazu nichts, da es das Organ beim Menschen nicht gibt. Weder in der Toxikologie noch in den Verzeichnissen der Prüfungssymptome ist irgendwo die Rede vom Analbeutel. Aus der Veterinärmedizin wissen wir, dass die Analbeutelerkrankungen vielfältiger Natur sind, einige Pathologien sind möglich.
Die möglichen Mittel für die klinische Indikation Analbeutelerkrankung können wir uns erarbeiten. Schauen wir uns zunächst an, was es mit den Analbeuteln auf sich hat, welches Gewebe/Organ im weiteren Sinne betroffen ist und welche Pathologie vorliegen könnte. Anschließend suchen wir dazu die Hauptmittel heraus. Wenn man sich nicht auskennt, ist dazu zunächst der Blick in ein Lehrbuch zur Veterinärmedizin nötig:
Analbeutel: liegen links und rechts neben dem Rektum; sind mit Schleimhaut ausgekleidet; Drüsenzellen produzieren Sekret, das über Ausführgänge bei 3 und 9 Uhr am Anus beim Kotabsatz quasi herausmassiert wird.
Gewebs-/Organbezug: Schleimhaut, Drüsen, Rektum, Anus
Mittel mit einer entsprechenden Organotropie (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sind:
Schleimhaut: Mercurius
Drüsen: Silicea, Calcium
Rektum, Anus: Aesculus hippocastanum (venöse Stauung, Schwellung)
Mögliche Pathologien: Entzündung, Eiterung, Abszess, Verstopfung der Ausführgänge
Entzündung: die gängigen Entzündungsmittel
Eiterung: Silicea, Hepar sulfuris
Abszess: Silicea, Hepar sulfuris, Myristica sebifera
zähes Sekret (und dadurch Verstopfung der Ausführgänge): Causticum, Calcium
Und nun schauen wir uns eine Zusammenstellung an, entnommen einem Buch zu den klinischen Indikationen in der Veterinärmedizin. Es verwundert nicht, dass wir hier „unsere“ Mittel wiederfinden. Eigentlich kein Kunststück, das für sämtliche anderen tier-typischen Erkrankungen genauso zu machen. Berücksichtigt man nun noch die Tatsache, dass jede potenzierte Arznei jede Pathologie an jeder Stelle des Körpers hervorzurufen imstande ist, kann man zu jedem Mittel eine spezielle „Analbeutelerkrankungsversion“ erstellen. Jedes Mittel gibt der Erkrankung ein etwas anderes Gesicht. Das kann man machen, ohne jemals ein Tier mit dieser Erkrankung behandelt zu haben und ohne die Verifizierung = Bewährung in der Praxis erlebt zu haben! Natürlich ist dergleichen für jede Erkrankung möglich, für Herzleiden, Asthma, Lungenentzündung etc.
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