Vegane Ernährung von Hund und Katze

Vegane Ernährung für Fleischfresser – Gewinn oder Disaster?

Vegan für Hund und Katze ist ganz aktuell. Es gibt veganes Alleinfutter, veganes Ergänzungsfutter und vegane Leckerlies. Vegan bedeutet rein pflanzlich und Hund und Katze sind Fleischfresser.

Fleischfresser, Pflanzenfresser und Allesfresser haben in Anpassung an ihren Lebensraum und an die zur Verfügung stehende Nahrungsgrundlage ein sehr differenziertes Verdauungssystem und auch Stoffwechselanpassungen entwickelt. Und das bedingt nun bestimmte Nahrungsbedürfnisse zur Gesunderhaltung. Füttern kann man viel und auch an den natürlichen Bedürfnissen vorbei, aber das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Eigene Befindlichkeiten, Sorgen um die Erderwärmung durch Massentierhaltung und ethische Erwägungen des Menschen schreiben die Entwicklungsgeschichte nämlich nicht um.

WARUM vegane Ernährung von Hund oder Katze? WEM nützt sie?

Sicherlich werden nicht weniger Schlachttiere „produziert“, wenn Hund und Katze vegan ernährt werden. Die vegane Ernährung der Katze ist außerdem tatsächlich tierschutzrelevant. Die Katze ist ein reiner und obligater Fleischfresser (Carnivore) und eine bedarfsdeckende Ernährung der Katze ist vegan nicht zu realisieren.

Der Hunde hat sich über die Jahrtausende während seiner Domestikation an die Ernährung des Menschen angepaßt, er ist zum fakultativen Carnivoren geworden – die Katze nicht. Dass der Hund sich an die menschliche Ernährung angepaßt hat, heißt aber nicht, dass er zum Allesfresser wie der Mensch geworden ist. Man schaue sich nur sein Gebiß an. Immerhin ist beim Hund eine vegetarische oder vegane Ernährung bedarfsdeckend möglich. Das ist aber weder natürlich noch seiner Gesundheit dienlich.

Vegane Fütterung bringt ausschließlich dem Menschen Vorteile

Findige Futtermittelhersteller bereichert sie, den Umsatz von Futterergänzungen treibt sie in die Höhe, Sojaallergien leistet sie Vorschub (und damit bereichert sie wieder die Hersteller von Spezialfuttermitteln) und die Tierarztkosten treibt sie durch die notwendigen Kontrollen (halbjährlich wird empfohlen) hundelebenslang in die Höhe. Der Tierbesitzer muss sich nicht mehr mit dem abgelehnten Fleisch konfrontrieren.

Wo bleibt der Hund dabei? Bisher war nur von Futtermittelherstellern, Pharmabetrieben, Tierbehandlern und Tierbesitzern die Rede. Hat der Hund irgendeinen Vorteil von der immerhin möglichen veganen Fütterung?  Nein, hat er nicht.

Ethik und vegane Fütterung

Ethik ist die Theorie vom Handeln gemäß der Unterscheidung von gut und böse. Gegenstand der Ethik ist die Moral.

Vegane Fütterung zwingt dem Tier quasi die Moralvorstellungen des Menschen auf.  Für das Tier gibt es kein Gut oder Böse. Fleischfresser sind nicht böse und Pflanzenfresser sind nicht schlecht. Man kann den Fleischfresser nicht zum Pflanzenfresser umfunktionieren oder umgekehrt. Wer die Fleischfresser-Natur  eines Tieres nicht ertragen kann, sollte sich meiner Meinung nach einen Pflanzenfresser als Haustier halten. Oder die Tierhaltung ganz aufgeben, sie ist ethisch zumindest fragwürdig.

Für mich stellt sich das so dar: Der Hund bedient durch sein Dasein als Haustier die unterschiedlichsten Bedürfnisse des Menschen und muss gezwungener Maßen aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses alle möglichen Verrücktheiten und Ernährungstrends  mitmachen – und das nicht unbedingt zu seinem eigenen Wohle. Er frißt tatsächlich, was der Mensch ißt und was der Mensch ihm vorsetzt und verträgt es auch in weiten Teilen. Das kann aber kein Argument für vegane Hundefütterung sein.

Probleme bei veganer Fütterung

Hier die wichtigsten Problempunkte:

Grundsätzlich gilt, dass Pflanzliches für den Fleischfresser schlechter verdaulich und schlechter verwertbar ist als Tierisches. Neben möglichen Verdauungsprobleme wird die benötigte Gesamtmenge an Futter dadurch größer und die Menge an Abfall (sprich Kot) wird ebenfalls größer.

Voraussetzung für eine Verwertung ist die Hitzebehandlung. Rohe Pflanzenstärke ist nicht verwertbar. Pflanzen enthalten viele Antrinutritiven Faktoren (ANF), die durch Hitzebehandlung inaktiviert werden müssen.

Tierisches Protein entspricht in seinem Aminosäurenprofil dem Bedarf des Säugers, pflanzliches Protein nicht. Das hat zur Folge, dass zur Bedarfsdeckung vom tierischen Protein eine geringere Menge aufgenommen werden muss und weniger nicht für Aufbauleistungen verwertbare Aminsoäuren unter Belastung von Leber und Nieren verstoffwechselt werden müssen.  Für Leber und Nieren stellt vegane Fütterung eine zusätzliche Belastung dar.

Sojaeiweiß als Ersatz für tierisches Protein

Das einzige Pflanzenprotein, das von der Wertigkeit her annähernd an tierisches Protein heranreicht, ist das Protein der Sojabohne. Das gilt aber nur für ausgewachsenen Hunde. Für Jungtiere, trächtige und säugende Hündinnen ist es unzureichend und muß ergänzt werden mit Aminosäuren (und die sind nicht natürlichen Ursprungs). Für niereninsuffiziente Tiere ist es völlig ungeeignet.

Sojapflanze

Eingesetzt werden Sojaproteinpulver, Tofu, Sojakonzentrat. Die ganze Sojabohne (auch geschrotet oder vermahlen) würde in einer Menge, die den Proteinbedarf deckt, zu schweren Verdauungsstörungen führen. Roh ist die Sojabohne aufgrund ihres Gehaltes an ANFs (antinutritiven Faktoren) nicht zu empfehlen – weder für Mensch noch Hund. Die industrielle Be- bzw. Verarbeitung funktioniert nicht allein mit Luft und Licht, es werden technische Hilfsstoffe eingesetzt. Und manche Bohne ist gentechnisch manipuliert.

Wie führt man die  vegane Fütterung weiter, wenn der Hund eine Soja-Allergie entwickelt? Soja hat ein großes Allergenpotential und ein alternatives Pflanzenprotein gleicher Wertigkeit und Verträglichkeit gibt es nicht. Getreidekleber (Gluten) und Bierhefe sind in entsprechende Menge keine Option.

Dünn- und Dickdarmverdaulichkeit

Dann gibt es da noch das Problem mit der Dünn- und Dickdarmverdaulichkeit der pflanzlichen Nahrung. Pflanzliches hat in der Regel eine geringere Dünndarmverdaulichkeit als Tierisches, außerdem ist die  Kapazität der Dünndarmverdauung begrenzt.  Auch was theoreisch verdaut werden kann, wird nicht in jedem Fall verdaut. Dadurch leistet Pflanzenkost Verdauungsstörungen und Blähungen Vorschub.

Ein Teil des Unverdauten und Unverdaulichen kann zwar noch von den Bakterien im Dickdarm (nährstoff-)gewinnbringend für den Wirt verwertet werden, aber dabei fallen Gase und Toxine an. Es kann zu Verschiebungen des pH-Wertes und zu vermehrter Leberbelastung kommen.

In jedem Fall nimmt mit dem Anteil pflanzlicher Komponenten in der Kost der Ballastanfall und damit das Kotvolumen zu.

Vegane Ernährung ist keine Rundum-sorglos-Versorgung

Für den Menschen mag eine vegane Ernährung gesund sein, beim Hund ist davon nicht auszugehen. Fleischiges ist für den Hund hochwertigeres Futter als Pflanzenkost.  Bei veganer Ernährung wird es mit der ausreichenden Versorgung mit den notwendigen Nähr- und Wirkstoffen eng. Da werden viele Zusätze nötig um Mängeln entgegenzuwirken.  Regelmäßige Laboruntersuchungen  sollten erfolgen, damit das Unternehmen vegane Fütterung nicht zur Krankheitsfalle für den Hund wird. Bei kranken Tieren ist von der veganen Fütterung gänzlich abzusehen.

Zum Umgang mit Erfahrungsberichten

Hier ist Vorsicht angezeigt. Der Mensch sieht, was er sehen will und was sein Denken und seine Vorstellungen bestätigt. Auch Selbstkochen, Barfen oder Fütterung eines tierischen Fertigfutters kann der Gesundheit schaden, wenn die Fütterung unausgewogen ist und/oder etwas fehlt.  Das ändert aber grundsätzlich nichts daran, das tierische Kost für den Hund natürlich, bedarfsangepaßter und besser verwertbar ist als Pflanzliches.  So kann sich die Kotmenge durch vegane Fütterung nur verringern, wenn vorher extrem minderwertiges Futter verfüttert wurde – oder der Hund ein ganz anderes Problem (z.B. mit der Bauchspeicheldrüse) hatte, das mitterweile nicht mehr aktuell ist. Auch Blähungen können durch vegane Fütterung nicht abnehmen , wenn vorher nicht schon ein Futter mit hohem Anteil an Unverdaulichem gefüttert wurde oder der Hund ein ganz anderes Problem hatte.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Geruch/den Ausdünstungen. Es ist nun einmal so, dass der Kot des Fleischfressers bzw. des Allesfressers bei Fleischkost strenger riecht als der Kot bei pflanzlicher Ernährung. Auch der Körpergeruch hat eine andere Qualität. In der freien Wildbahn ist das sehr sinnvoll, sind doch die Pflanzenfresser die Beutetiere der Fleischfresser und sollten nicht so leicht auzuspüren sein. Der oft so begeisternde  „bessere“ Geruch ist kein Argument für vegane Fütterung!

Anmerkung in eigener Sache: Ich mag keine toten Tiere essen und ernähre mich normalereise vegetarisch. Auf die Idee, das meinen Hunden und Katzen aufzuzwingen, käme ich im Leben nicht. Ich bemühe mich auch, meinen Verzehr an Milchprodukten einzuschränken, weil ich es furchtbar finde, wie mit dem Ausschuß an männlichen Kälbern, die bei der Milchviehhaltung „anfallen“, im Rahmen von Exporten nach Nahost verfahren wird. Und da meine Fleischfresser auf Milchprodukte nicht angewiesen sind, macht es ihnen nichts aus, das mit zu tragen.

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