Wenn ihr Hund leishmaniose negativ getestet ist

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 6 in der Serie Leishmaniose

Leishmaniose negativ und doch infiziert?

Dass ich mir Gedanken über diese Krankheit gemacht habe, hat seinen Grund. Oder besser gesagt zwei Gründe, nämlich meine 2 Bodegueros aus dem spanischen Tierschutz. Da bekommt man ja mit dem Europäischen Heimtierausweis das Laborergebnis zu den Mittelmeerkrankheiten ausgehändigt. Alles war ok bei meinen Beiden, alles negativ, ich war beruhigt.  Und dann habe ich irgendwo gelesen, dass der Test, was die Leishmaniose angeht, nicht so aussagekräftig ist, dass negativ getestet nicht bedeutet, dass keine latente Infektion vorliegt. Und dass es Jahre dauern kann, bis die Krankheit ausbricht.  Da war ich dann doch schon ein wenig beunruhigt. Wie das so ist, solange man nicht über die Dinge nachdenkt, bleibt man gelassen. Wissen beruhigt nicht immer, manchmal hat es gerade die entgegengesetzte Wirkung.

Dann kam der Tag, an dem ich seltsame Hautveränderungen bei Piña feststellte. Mir wurde schnell klar, dass es sich um eine Demodikose handelte, aber der erste Gedanke war tatsächlich, oh je, wenn das nun Leishmaniose ist…… Das war dann der letzte Anstoß für mich, mich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen. Habe ich nun 2 tickende Zeitbomben auf meinen Sofa liegen? Das bedurfte dringend der Klärung.

Leishmaniose in Deutschland im Vormarsch

Die Canine und auch die Feline Leishmaniose spielten bislang in Deutschland keine große  Rolle, waren kaum von praktischer Bedeutung.  Was nicht vorkommt, wird auch in der Lehre eher vernachlässigt. Die Leishmaniose hat erst durch die Hunde-Importe aus den Mittelmeerländern und das Vorrücken ihres Überträgers (der Sandmücke) Richtung Deutschland Bedeutung bekommen. Daraus resultiert, dass vielen Tierärzten die praktische Erfahrung mit Diagnostik und Therapie fehlen.  Oft vergeht unnötig viel Zeit bis zur endgültigen Diagnose und die Behandlung, die oft auch nicht optimal ist, beginnt viel zu spät – was die Aussichten auf klinische Heilung verschlechtert. Ist man Besitzer eines betroffenen Tieres, schadet es also nicht,  sich selbst schlau zu  machen, schon um den Tierarzt (und das Labor) des Vertrauens zu finden. Auch einem THP kann die Auseinandersetzung mit der Krankheit nicht schaden, da in seiner Ausbildung die Leishmaniose auch nicht zu den bevorzugten Themen gehört.

Informationen über die Leishmaniose finden

Nach meiner natürlich ganz und gar subjektiven Einschätzung gibt es 2 Quellen, die nicht nur für Mediziner sondern auch für andere Therapeuten und Tierbesitzer Informationen und wirkliche Hilfestellung bieten:

Parasitus Ex und LeishVet

Der gemeinnützige Verein Parasitus Ex e.V.  in Deutschland und der gemeinnützige Zusammenschluß LeishVet an der Veterinärfakultät der Uni Madrid liefern wirklich brauchbare und hilfreiche Informationen.

Parasitus Ex ist ein Verein um den Parasitologen Dr. Torsten Naucke, der sich mit sämtlichen Mittelmeerkrankheiten auseinandersetzt. LeishVet ist eine internationale Gruppe von Veterinären und Wissenschaftlern, die sich der Caninen und Felinen Leishmaniose verschrieben haben und eine offizielle Leishmaniose-Leitlinie herausgegeben haben –  das Original ist in Englisch und Spanisch verfügbar.

Sucht man Angaben zu Toxikologie, Nebenwirkungen, Indikationen und Dosierungen von Medikamenten bei bestimmten Tierarten, wird man auch bei vetpharm.ch fündig. Weitere Informationsquellen nenne ich an  entsprechenden  Stellen im Beitrag.

Wenn Ihr Hund leishmaniose-negativ getestet ist

Um es für die vielen Besitzer leishmaniose-negativ getesteter Hund ohne klinische Symptome vorweg zu nehmen: ein negativer Leishmaniosetest bei einem klinisch unauffälligen Hund kann bedeuten

    1. dass der Hund nicht infiziert ist,
    2. dass er die Infektion dank guter zellulärer Abwehr ohne Antikörperbildung unter Kontrolle hat.

Leishmaniose negativ und klinisch gesund bedeutet also nicht automatisch erregerfrei. Es kann sich um eine latente Infektion (noch) ohne nachweisbare Antikörperbildung handeln.

Die Infektion ist nicht gleichzusetzen mit der Erkrankung!

Die Variante unter 2 kann jederzeit in einen Ausbruch der Leishmaniose übergehen, wenn der Organismus die Erregervehrmehrung nicht mehr kontrollieren kann und die adaptive Abwehr mit der Antikörperbildung beginnt. Jede Unterdrückung des Immunsystems kann dem Ausbruch der Krankheit Vorschub leisten.

Für Hunde, die aus einem Endemiegebiet importiert werden, wird nach dem ersten Test vor der Ausreise für die nächsten Jahre die halbjährliche oder jährliche Wiederholung des Tests empfohlen, um die mögliche Erregervermehrung vor  dem Ausbruch klinischer Symptome zu erfassen.


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